Medium des Monats: Kohei Saito

Stürme, Waldbrände und Flutkatastrophen, die Klimakrise ist real und allgegenwärtig, der Kampf für eine klimagerechte Zukunft wahrscheinlich so akut wie nie. Diesen September gibt es gleich mehrere Möglichkeiten für Klimaschutz auf die Straße zu gehen. Vom 5. bis 10. September trifft sich die Autolobby zu einer großen Greenwashing-Veranstaltung in München, verschiedene Klimaaktivist*innen und antikapitalistische Gruppen rufen zu Protesten dagegen auf! Es wird ab Dienstag ein Klimacamp mit vielen spannenden Vorträgen im Luitpoldpark geben. Weitere Infos zu geplanten Aktionen findet ihr bei noFuture IAA, Smash IAA oder dem #BlockIAA Bündnis. 

Am 15.09. ruft Fridays for Future zum globalen Klimastreik auf, auch in Rosenheim wird es dazu am Freitag den 15.09 um 14:00 Uhr am Salingarten eine Demonstration geben. 

Passend zu den vielfältigen Klimaprotesten diesen Monat haben wir uns als Medium des Monats das im August erschienene Buch „Systemsturz – Der Sieg der Natur über den Kapitalismus“, des japanischen Autors Kohei Saito ausgesucht. Das Buch des japanischen Marxisten wurde in Japan über 500.000 Mal verkauft, jetzt wurde es von Gregor Wakounig ins Deutsche übersetzt und ist nicht nur unser Medium des Monats, sondern auch bei der Süddeutschen in der Liste der Bücher des Monats: https://www.sueddeutsche.de/kultur/buecher-des-monats-vowinckel-whitehead-1.6171371

In seinem Buch stellt Saito einen klaren Zusammenhang zwischen der Klimakatastrophe und dem Wirtschaftswachstum dar. Das Buch plädiert für einen klaren Bruch mit dem aktuellen kapitalistischen Wirtschaftssystem, denn „Sollten wir weiter versuchen, den Kapitalismus am Leben zu erhalten, sind wir angesichts des Chaos, dass die Klimakrise mit sich bringt, zum Rückfall in die Barbarei verdammt.“ Es wird uns kein Greenwashing der Konzerne, kein „Green New Deal“ der EU-Staaten und auch kein technischer Fortschritt vor der kommenden Katastrophe bewahren. Sie alle reduzieren den Ausstoß von Treibhausgasen nicht annähernd schnell genug, und versuchen sie es doch, dann auf Kosten des globalen Südens und ärmerer Menschen!

Die einzige Möglichkeit, die Saito sieht, den Planeten noch zu retten ist der  „Degrowth-Kommunismus“. Was Saito damit meint, ist ein Wandel unserer Gesellschaft hin zu einer Gebrauchswirtschaft, die Demokratisierung von Produktionsprozessen und eine Verkürzung der Arbeitszeiten bedeutet. 
Für eine Klimabewegung, die immer häufiger den Schritt zur Systemkritik wagt und sich nicht weiter mit den Lügen des grünen Kapitalismus abspeisen lässt, stellt das Buch von Saito eine wertvolle Diskussionsgrundlage dar. 

Septemberausstellung: Anastasia – eine rechte Siedlungsbewegung 

Die Anastasia Austellung im Z-Linkes Zentrum in Selbstverwaltung wird verlängert! An allen Dienstagen im September könnt ihr von 15:00 bis 19:00 Uhr die Austellung im Z ( Innstr. 45a, 83022 Rosenheim) besichtigen.  Auf fünf Plakaten wird die „Anastasia“-Buchreihe kritisch analysiert und ein Überblick über die Anastasia-Bewegung in Deutschland gegeben. Über QR-Codes ist es möglich, zusätzliches Material wie Videos oder Literatur einzusehen.

Was verbirgt sich hinter der Anastasia-Bewegung und wo hat sie ihren Ursprung? Basierend auf der Anastasia-Buchreihe des Autors Wladimir Megre kam die Bewegung von Russland nach Deutschland. In der Öffentlichkeit präsentiert sich die Anastasia-Bewegung als eine esoterische, naturverbundene und selbstversorgende Ökogemeinschaft. Doch in der Romanreihe, auf die sich die Bewegung bezieht, sind rassistische, antisemitische und verschwörungstheoretische Inhalte zu finden. Darüber hinaus bestehen in Deutschland Verbindungen zur rechten Szene sowie zur Reichsbürgerszene, so dass die Bewegung dem rechtsesoterischen Spektrum zuzuordnen ist.

In der Ausstellung wird nach der Einleitung auf einer Tafel die Anastasia-Buchreihe und der Autor vorgestellt und dann werden die Buchinhalte kritisch analysiert. Ein weiteres Plakat gibt einen Überblick über die Anastasia-Bewegung in Deutschland und deren Projekte. Auf der Tafel „Die Schetinin-Schule“ werden sowohl das Konzept, das Netzwerk (u.a. Ricardo Leppe, ISKA Akademie) wie auch die darauf basierenden Schulgründungsversuche thematisiert. Diese Station ist besonders für die Region Rosenheim interessant, da das dargestellte Konzept auch für die behördlich geschlossene Querdenkerschule bei Schechen zentral war. Der Abschluss der Ausstellung ist ein Fazit aus pädagogischer Perspektive. Darin heißt es: Eine „(…)kritische Auseinandersetzung mit dem in der Ausstellung dargelegten Thema ist notwendig, um die Hintergründe erfassen und einordnen zu können. Dies ist auch bezüglich der Entwicklungen von neuen Schulkonzepten erforderlich, um Gründungen, die auf höchst problematischen Ideologien aufbauen, entgegenzutreten und sie gar zu vermeiden“.

Die Ausstellung wurde 2022 von Studierenden der Hochschule Esslingen im Rahmen des Projektes „Esoterik und Soziale Arbeit“ von Prof. Claudia Barth1 erarbeitet. Die Landeskoordinierungsstelle Demokratie leben! Bayern gegen Rechtsextremismus2 und die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern haben die Ausstellung drucken lassen und stellen sie der Zivilgesellschaft zur Verfügung. Die lokale Ausstellungsorganisation in Rosenheim wurde von der Bibliothek_A  umgesetzt. Die Öffnungszeiten sind jeweils Dienstags von 15:00 bis 19:00 Uhr und bei Veranstaltungen im Z – linkes Zentrum in Selbstverwaltung. Der Eintritt ist frei.

Die Ordnungszelle Bayern und die Arbeiter:innenbewegung

Historiker referiert am Donnerstag (22.06.2023) in Rosenheim über die Station vor hundert Jahren

Die Arbeiterbewegung in der Ordnungszelle Bayern“ ist der Titel eines Vortrags, den Dr. Sebastian Zehetmair am kommenden Donnerstag (22.06.2023) in Rosenheim hält. Der in Berlin lebende Historiker hatte jahrelang zur „‚Ordnungszelle Bayern‘ 1919 bis 1923“ geforscht. Im linken Zentrum in der Rosenheimer Innstraße 45a präsentiert er nun seine Ergebnisse.

Nach der Niederschlagung der Revolution von 1918/19 wurde Bayern von seiner Landesregierung zur antisozialistischen „Ordnungszelle“ des Reiches umgebaut. Zehetmair wird in seinem Vortrag den politischen Sonderweg Bayerns in der Weimarer Republik beleuchten, welcher die Arbeiter:innenbewegung mit besonderen Problemen konfrontierte und die Formen ihres Aktivismus prägte. Die politische Rechte nutzte das Land als Operationsbasis für ihre Subversion gegen die Republik. Auch der Nationalsozialismus bekämpfte die Organisationen der Arbeiterbewegung hier schon wesentlich früher als in anderen Teilen des Reiches. Das Regime der »Ordnungszelle« Bayern schränkte zugleich die Handlungsspielräume der Arbeiterparteien mit Hilfe von rigiden Ausnahmegesetzen erheblich ein. Dieser Sonderweg führte Bayern im Sommer und Herbst 1923 an den Rand eines Bürgerkriegs.

In dem 2022 im Droste Verlag erschienenen Buch „Im Hinterland der Gegenrevolution“ zeichnet der Autor die Geschichte der bayerischen KPD von ihren Ursprüngen in der Revolution 1918/19 bis zum Hitler-Ludendorff-Putsch und dem gescheiterten Aufstand der KPD im Spätherbst 1923 nach. Er untersucht die Politik der KPD sowohl im Kontext der in Bayern herrschenden Verhältnisse als auch in ihren Beziehungen zu den anderen Parteiorganisationen im Reich. In dem Vortrag in Rosenheim wird der Historiker schwerpunktmäßig die politische Situation in Bayern thematisieren, welche dazu führte, dass 1923 extreme Rechte das Gewerkschaftshaus in Rosenheim stürmten und den Sozialdemokraten Georg Ott ermordeten.

Die Buchvorstellung wird von der Bibliothek_A in Kooperation mit der Geschichtswerkstatt und dem Kurt-Eisner-Verein / Rosa Luxemburg Stiftung Bayern im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Antifaschismus bleibt notwendig“ organisiert. Die Veranstaltung beginnt um 19:30 Uhr, der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: https://antifaschismusbleibtnotwendig.rosenheim.social/

Ausstellung: Anastasia – eine rechte Siedlungsbewegung

Eine Ausstellung zu der rechtsesoterischen Anastasia-Bewegung ist noch bis Ende Juli im linken Zentrum (Innstr. 45a, 83022 Rosenheim) zu sehen. Auf fünf Plakaten wird die „Anastasia“-Buchreihe kritisch analysiert und ein Überblick über die Anastasia-Bewegung in Deutschland gegeben. Über QR-Codes ist es möglich, zusätzliches Material wie Videos oder Literatur einzusehen.

Was verbirgt sich hinter der Anastasia-Bewegung und wo hat sie ihren Ursprung? Basierend auf der Anastasia-Buchreihe des Autors Wladimir Megre kam die Bewegung von Russland nach Deutschland. In der Öffentlichkeit präsentiert sich die Anastasia-Bewegung als eine esoterische, naturverbundene und selbstversorgende Ökogemeinschaft. Doch in der Romanreihe, auf die sich die Bewegung bezieht, sind rassistische, antisemitische und verschwörungstheoretische Inhalte zu finden. Darüber hinaus bestehen in Deutschland Verbindungen zur rechten Szene sowie zur Reichsbürgerszene, so dass die Bewegung dem rechtsesoterischen Spektrum zuzuordnen ist.

In der Ausstellung wird nach der Einleitung auf einer Tafel die Anastasia-Buchreihe und der Autor vorgestellt und dann werden die Buchinhalte kritisch analysiert. Ein weiteres Plakat gibt einen Überblick über die Anastasia-Bewegung in Deutschland und deren Projekte. Auf der Tafel „Die Schetinin-Schule“ werden sowohl das Konzept, das Netzwerk (u.a. Ricardo Leppe, ISKA Akademie) wie auch die darauf basierenden Schulgründungsversuche thematisiert. Diese Station ist besonders für die Region Rosenheim interessant, da das dargestellte Konzept auch für die behördlich geschlossene Querdenkerschule bei Schechen zentral war. Der Abschluss der Ausstellung ist ein Fazit aus pädagogischer Perspektive. Darin heißt es: Eine „(…)kritische Auseinandersetzung mit dem in der Ausstellung dargelegten Thema ist notwendig, um die Hintergründe erfassen und einordnen zu können. Dies ist auch bezüglich der Entwicklungen von neuen Schulkonzepten erforderlich, um Gründungen, die auf höchst problematischen Ideologien aufbauen, entgegenzutreten und sie gar zu vermeiden“.

Die Ausstellung wurde 2022 von Studierenden der Hochschule Esslingen im Rahmen des Projektes „Esoterik und Soziale Arbeit“ von Prof. Claudia Barth1 erarbeitet. Die Landeskoordinierungsstelle Demokratie leben! Bayern gegen Rechtsextremismus2 und die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern haben die Ausstellung drucken lassen und stellen sie der Zivilgesellschaft zur Verfügung. Die lokale Ausstellungsorganisation in Rosenheim wurde von der Bibliothek_A im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Antifaschismus bleibt notwendig“ umgesetzt. Die Öffnungszeiten sind jeweils Dienstags von 18:00 bis 19:30 Uhr und bei Veranstaltungen im Z – linkes Zentrum in Selbstverwaltung. Der Eintritt ist frei.

Die nächsten geplanten Veranstaltungen sind:

  • Do, 22.06. | 19:30 Uhr | Vortrag: Im Hinterland der Gegenrevolution: Die Arbeiterbewegung in der Ordnungszelle Bayern, Referent Dr. Sebastian Zehetmair, organisiert von der Geschichtswerkstatt Rosenheim
  • Di, 27.06. | 19:30 Uhr | Vortrag: Die AfD und die soziale Frage, Referent: Stephan Lindner, organisiert von attac Rosenheim
  • So, 02.07 | 19:00 Uhr | Film: Das Leben des Carlos Fernando, organisiert von OAPR
  • Di, 11.07. | 19:00 Uhr | Vortrag: Die Rosenheimer Ortsgruppe der KPD 1919–1933, Referent: Andreas Salomon, organisiert von: Initiative Erinnerungskultur – Stolpersteine für Rosenheim
  • Mi, 12.07. | 19:00 Uhr | Vortrag: Biografien Rosenheimer Kommunisten, die in das KZ Dachau eingeliefert wurden, Referent: Andreas Salomon, organisiert von: Initiative Erinnerungskultur – Stolpersteine für Rosenheim
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Arbeiter:innenbewegung versus Rechtsdiktatur – Die Ordnungszelle Bayern vor hundert Jahren

Unser Medium des Monats im Juni ist eine Doktorarbeit: Das 2022 im Droste Verlag erschienene 505 Seiten dicke Buch „Im Hinterland der Gegenrevolution. Die kommunistische Bewegung in der ‚Ordnungszelle Bayern‘ 1919 bis 1923“ basiert nämlich auf der 2018 verteidigten Dissertation des Historikers Sebastian Zehetmair. Dieser kommt am Donnerstag, den 22.06.2023 nach Rosenheim und stellt im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Antifaschismus bleibt notwendig“ seine Forschung vor.

Der Autor zeichnet in dem Buch die Geschichte der bayerischen KPD von ihren Ursprüngen 1 in2 und nach3 der Revolution 1918/19 bis in den Spätherbst 1923 nach. Er untersucht „Die Anfänge der Einheitsfront und Arbeiterbewegung in Bayern 1921 und1922“4 und widmet der „Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“ ein eigenes Kapitel5. Schwerpunkt im sechsten und letzten Kapitel ist dann der Krisenherbst 1923. Zehetmair betrachtet die Politik der KPD sowohl im Kontext der in Bayern herrschenden Verhältnisse als auch in ihren Beziehungen zu den anderen Parteiorganisationen im Reich.

Hauptgegenstand der detailreichen Untersuchungen von Zehetmair ist die kommunistische Bewegung in Bayern von 1919 bis 1923. Da die Arbeit von einer „relativen ideologischen Heterogenität“ (S. 33, im Gegensatz zu einer ideologiezentrierten Form) der Bewegung ausgeht und kontinuierlich auch die gewerkschaftliche und sozialdemokratische Bewegung (USPD & MSPD) im Blick hat, leistet sie auch einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der bayerischen Arbeiter:innenbewegung. Gerade im Hinblick auf einen Stadt-Land-Unterschied („punktuelle Industrialisierung“) zeigen sich hier einige Besonderheiten. Auch aus lokalgeschichtlicher Perspektive finden sich in der Veröffentlichung interessante Fakten (z.B. der Antifaschisten Tag 1923 in Rosenheim6).

Die bisher wenig thematisierte Rechtsdiktatur der antisozialistischen „Ordnungszelle Bayern“ ist zentral für die Studie. Dieser Sonderweg Bayerns zeigt sich nach dem rechten Kapp-Putsch (13.03.1920), welcher u.a. durch einen Generalstreik der Arbeiter:innen scheiterte, in einem sogenannten kalten Putsch. Ministerpräsident Hoffmann wurde unter militärischer Drohung zum Rücktritt gezwungen und der monarchistisch gesinnte oberbayerische Regierungspräsident Gustav Ritter von Kahr erhielt mit der Unterstützung rechter Führer von Freikorps und Einwohnerwehren diktatorische Vollmachten (Versammlungsverbote, Pressezensur, Verbot von Presseorganen und Schutzhaft). Die politische Rechte nutzte Bayern in der Folge als Operationsbasis für ihre Subversion gegen die Weimarer Republik. Die Untersuchung zeigt auch, wie der Historiker Ralf Hoffrogge in seiner Buchrezension schreibt, „der historische Faschismus hat sich nicht plötzlich an die Macht geputscht, sondern faulte hinter einer Fassade von Rechtsstaat und Parlamentarismus langsam heran. Während jeder Putschplan der NSDAP scheiterte, war ihre in Bayern erprobte Kombination aus Straßengewalt gegen Linke und Legalismus im Parlament überaus erfolgreich. Ihren Schein von Legalität erhielt die Partei nicht erst mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler 1933 – sie hatte diesen Schein zuvor zehn Jahre lang poliert.7

Nicht zuletzt ist die historische Perspektive auch für die heutige Auseinandersetzung mit der extremen Rechten in mehrerlei Hinsicht gewinnbringend. Die Darstellung der Zerstrittenheit der historischen Arbeiter:innenbewegung nämlich zeigt Fehler auf, die, wenn man einen Rechtsrutsch verhindern will, nicht noch einmal gemacht werden dürfen. Die fatale Gleichsetzung von „Kommunisten und Faszisten“ stütze nicht die Demokratie, sondern schwächte die Gegner der Faschisten. Manche aktuelle Distanzierung würde evtl. ausbleiben, hätte man die Studie gelesen und würde entsprechende Schlüsse ziehen. Aus diesem Grund ist das Buch nicht nur historisch Interessierten, sondern allen heute im Kampf gegen rechts Aktiven, zu empfehlen. Wer sich das Buch nicht leisten kann (68 €), kann es gerne auch in der Bibliothek_A lesen. Aktuell findet ihr es auf dem Buch des Monats Ständer, ab Juli kann es dann ausgeliehen werden.

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Kurt Tucholsky: Deutschland, Deutschland über alles

Vor 90 Jahren, am 07. Mai 1933 – dem „Tag der deutschen Jugend“, fand in Rosenheim eine der vier oberbayerischen Bücherverbrennungen (München, Rosenheim, Wasserburg, Landsberg) auf dem Rosenheimer Max Josefs Platz statt. Um 19.30 Uhr marschierten HJ, BDM und Jungvolk unter den Klängen der SA-Kapelle vor der Marienapotheke auf. Der NSDAP-Parteiredner Hans Cramer rief laut Lokalpresse in einer agitatorischen Rede zur Vernichtung von marxistischer Schundliteratur auf und wird mit den Worten „diese lodernden Flammen mögen auch in Euren Herzen, deutsche Jugend, ein Feuer entzünden, das alles reinigen, allen Schmutz vernichten soll“ zitiert (https://www.stadtarchiv.de/stadtgeschichte/rosenheim-im-20-jahrhundert/1930-1939/buecherverbrennung/). Welche Bücher in Rosenheim verbrannt wurden ist nicht genau bekannt. 15 Autoren wurden aber für alle Verbrennungen im Reich verbindlich gemacht, darunter Kurt Tucholskys „Deutschland, Deutschland über alles“ (1929) – unser Medium des Monats. Unter dem Feuerspruch: „gegen Frechheit und Anmaßung“ wurde es in die Flammen geworfen. (vgl. https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/B%C3%BCcherverbrennungen_(1933) )

„Kurt Tucholsky: Deutschland, Deutschland über alles“ weiterlesen

Terminvorschau: Lesung am Do 22.06.23

Im Hinterland der Gegenrevolution: Die Arbeiterbewegung in der Ordnungszelle Bayern

Lesung von Dr. Sebastian Zehetmair

Organisiert von: Bibliothek_A & Kurt-Eisner-Verein

Nach der Niederschlagung der Revolution von 1918/19 wurde Bayern von seiner Landesregierung zur antisozialistischen „Ordnungszelle“ des Reiches umgebaut. Der Autor und Historiker beleuchtet den politischen Sonderweg Bayerns in der Weimarer Republik, der die Arbeiter:innenbewegung mit besonderen Problemen konfrontierte und die Formen ihres Aktivismus prägte. Dieser Sonderweg führte Bayern im Sommer und Herbst 1923 an den Rand eines Bürgerkriegs.

Eine Veranstaltung der Bibliothek_A in Kooperation mit dem Kurt-Eisner-Verein / Rosa Luxemburg Stiftung Bayern im Rahmen der Veranstaltungsreihe Antifaschismus bleibt notwendig → https://antifaschismusbleibtnotwendig.rosenheim.social/

Für alle Veranstaltung gilt die Ausschlussklausel §6 Versammlungsgesetz: Laut §6 Versammlungsgesetz sind Rechte, Neonazis, deren SympathisantInnen sowie Personen, die in der Vergangenheit durch rassistische, antisemitische, sexistische oder nationalistische Äußerungen aufgefallen sind, von der Veranstaltung ausgeschlossen.

Tipp: 11.2.2023/18:30 Uhr: Hanau Soli-Lesung im Live-Stream

In Gedenken an Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov und in Solidarität mit den Überlebenden und Hinterbliebenen des rechten Terroranschlags 2020 gibt es am 11.2.2023, kurz vor dem dritten Jahrestag, in Hanau und im Livestream eine vom Kulturforum Hanau organisierte Soli-Lesung

Mit dabei: Anna Yeliz Schentke, Asal Dardan, Deniz Utlu, Fatma Aydemir, Hengameh Yaghoobifarah, Karosh Taha, Lena Gorelik, Sasha Salzmann, Shida Bazyar, Simone Dede Ayivi und Tayfun Guttstadt.

Statt Eintritt bitten die Veranstalter:innen in diesem Zuge um Spenden für die Initiative 19. Februar Hanau. Wörtlich heißt es:

Auch drei Jahre nach dem rechtsextremen Anschlag fordern die Betroffenen Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Denn die lückenlose Aufklärung muss noch immer von den Betroffenen und ihren Unterstützer_innen geleistet und durchgesetzt werden. Dafür benötigt die Initiative 19. Februar Hanau finanzielle Hilfe. Denn nur so können die Angehörigen die bestmögliche juristische und forensische Unterstützung erhalten“.

Weitere Infos zu Veranstaltung: https://www.hanau.de/freizeit/veranstaltungskalender/veranstaltungen/154162.html

Der Link zur Spendenaktion: www.betterplace.org/de

Externer Veranstaltungstip: Fr. 20.01.: Die Wut, die bleibt

Lesung von Mareike Fallwickl

„radikal, wachrüttelnd, empowernd“ so kündigt der Verlag Mareike Fallwickls neuer Roman über die Last, die auf den ­Frauen ­abgeladen wird an:

Helene, Mutter von drei Kindern, steht beim Abendessen auf, geht zum Balkon und stürzt sich ohne ein Wort in den Tod. Die Familie ist im Schockzustand. Plötzlich fehlt ihnen alles, was sie bisher zusammengehalten hat: Liebe, Fürsorge, Sicherheit.

Helenes beste Freundin Sarah, die ­Helene ­ihrer Familie wegen zugleich beneidet und bemitleidet hat, wird in den Strudel der ­Trauer und des Chaos gezogen. Lola, die ­älteste Tochter von Helene, sucht nach einer ­Möglichkeit, mit ihren Emotionen fertigzuwerden, und konzentriert sich auf das Gefühl, das am stärksten ist: Wut.

Drei Frauen: Die eine entzieht sich dem, was das Leben einer Mutter zumutet. Die anderen beiden, die Tochter und die beste Freundin, müssen Wege finden, diese Lücke zu schließen. Ihre Schicksale verweben sich in diesem bewegenden und kämpferischen Roman darüber, was es heißt, in unserer Gesellschaft Frau zu sein.

Die Lesung findet am Fr 20.01. um 19:30 Uhr im Kulturzentrum „Affekt“ (Wittelsbacher Str. 37, Rosenheim) statt. Karten gibt es bei Bücher Johann:

https://buecherjohann.buchkatalog.de/product/4099276460882596761/Tickets_Tickets//Ticket-Lesung-Fallwickl/

(Oder per E-Mail an buchladen@buecherjohann.de oder anrufen unter 08031/5818438)