Medium des Monats: „Versuche rechter und verschwörungsideologischer Einflussnahme auf die Friedensbewegung“ (Broschüre)

Am 03.10.24 marschierte unter dem Motto „Friedensland Deutschland“ hunderte Menschen aus der verschwörungsideolgischen Szene in Prien auf. In wenigen Wochen – am 03.11.- tritt Daniele Ganser in Rosenheim zum Thema „Weltfrieden“ auf. Ganser fiel in der Vergangenheit immer wieder durch antisemitische und verschwörungsideologische Aussagen auf. Aus diesen Gründen haben wir uns entschieden die kürzlich erschienen Broschüre „Versuche rechter und verschwörungsideologischer Einflussnahme auf die Friedensbewegung“ zu unserem Medium des Monats zu küren. Lucius Teidelbaum, der Autor der Broschüre referiert übrigens (auf Einladung von Attac Rosenheim) am Di., 8.10., 19.30 Uhr im linken Zentrum zum Thema „Der rechte Flügel der Friedenstaube – Querfronten für den Frieden?“ Aber nun zur Broschüre:

„Es mag zunächst merkwürdig erscheinen, Menschen zu kritisieren, die für den Frieden demonstrieren.“ So beginnt die im August 2024 veröffentlichte Broschüre „Versuche rechter und verschwörungsideologischer Einflussnahme auf die Friedensbewegung“ von Lucius Teidelbaum. Angesichts des Ukrainekriegs und der zunehmenden Militarisierung Deutschlands werden kritische Stimmen immer lauter. Doch jenseits berechtigter Kritik versuchen auch rechte Akteure, sich in der Friedensbewegung zu etablieren.

Welche Akteure versuchen, unter dem Deckmantel von „Friedensdemonstrationen“ ihre nationalistischen Ideologien zu verbreiten? Wie anfällig sind Teile der Friedensbewegung für rechte und verschwörungsideologische Einflüsse? Und welche „Querfronten für den Frieden“ existieren? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt von Teidelbaums neuer Studie.

Auf 26 Seiten bietet er einen prägnanten und schlüssigen Überblick über die heterogene Friedensbewegung in Deutschland. Er analysiert deren Entwicklungen in den letzten Jahren und beleuchtet verschiedene Akteure aus dem rechten und verschwörungsideologischen Spektrum, wie Daniele Ganser, das Compact-Magazin und die Partei „die Basis“, die gezielt versuchen, Einfluss auf friedenspolitische Demonstrationen zu nehmen. Ansatzpunkte wie Antiamerikanismus, Verschwörungserzählungen und Medienfeindlichkeit dienen diesen Kräften als Einfallstore in die Friedensbewegung.

„Seit Halle ist alles anders”

26.09.24: Überlebende des rechtsextremen Halle-Attentats spricht in Rosenheim:

Rosenheim (re). Christina Feist überlebte das antisemitische, rassistische und misogyne Attentat von Halle und Wiedersdorf. Sie lebt heute in Paris und kommt am 26.09.24 nach Rosenheim, um über ihre Erfahrungen der strafrechtlichen und medialen Aufarbeitung des Attentats zu sprechen.

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„Bezahlt wird nicht!“ – Medium des Monats

Ab 28. September wird in der Theaterinsel die Farce „Bezahlt wird nicht!“ von Dario Fo (*1926, †2016, 1997 Nobelpreis für Literatur) aufgeführt. Das 1974 verfasste Theaterstück ist bei uns als Buch (Rotbücher, Nr.18, 1997) vorhanden. Wir machen das Theaterstück, in dem Frauen zivilen Ungehorsam als Strategie gegen Preissteigerung nutzen, zu unserem Medium des Monats September.

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Medien des Monats März: Themenfeld Anti-Choice-Bewegun

Gestern war der Internationale Frauenkampftag (Infos zur Geschichte) und in rund einem Monat (am 13.4.2024) wollen radikale Abtreibungsgegner*innen mit einem „Marsch fürs Leben“ durch München ziehen. Der Marsch ist eines der größten Events dieser Szene und ein relevanter Ort rechter Vernetzung (Infos zu den Gegenprotesten).

Diese beiden Ereignisse waren der Grund, dass unsere profeministische März-Medienempfehlung eine kritische Auseinandersetzung mit der Anti-Choice-Bewegung ist. In diesem Monat gibt es nicht nur ein Medium das Monats sondern ausnahmsweise empfehlen wir sogar drei Medien: Eine Broschüre, einen Podcast und eine Doku:

A) „Fundis lol* eine Broschüre über die Ideologie, Methoden und AkteurInnen der Anti-Choice-Bewegung

Vorweg: Am kommen den Mittwoch (13.03.24) kommen Autor:innen der Broschüre (von den Verfasserinnen „Zine“ genannt) nach Rosenheim und stellen die Inhalte vor. Die von uns organisierte Veranstaltung, Lesung & Vortrag „Fundis, AbtreibungsgegnerInnen und der Marsch fürs Leben“ beginnt um 19:00 Uhr im Z Linken Zentrum (Innstr. 45a), der Eintritt ist frei.

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Mi, 13.03.24: Fundis, AbtreibungsgegnerInnen und der Marsch fürs Leben  (Lesung & Vortrag)

Mi, 13.03.24  | 19:00 Uhr | Lesung & Vortrag

Fundis, AbtreibungsgegnerInnen und der Marsch fürs Leben 

Die Antisexistische Aktion München beschäftigt sich seit vielen Jahren mit radikalen AbtreibungsgegnerInnen. Vor kurzem haben sie das Zine „Fundis lol*“ veröffentlicht, indem sie „unsere Gedanken, unser Wissen und Überlegungen, wie wir mit diesem ganzen Mist umgehen können“ teilen.Die 80–seitige Broschüre (kostenloser download) bietet in 15 Kapiteln (+ Glossar)  einen Überblick über die Ideologie, Methoden und AkteurInnen der Anti-Choice-Bewegung und macht deutlich, dass der Kampf für sexuelle Selbstbestimmung und reproduktive Rechte nach wie vor notwendig ist.

Am Mittwoch 13.03.24 kommen Aktivist:innen der Antisexistischen Aktion München nach Rosenheim und stellen im linken Zentrum die Broschüre vor. Die Lesung wird ergänzt durch aktuelle Infos zu den Protesten unter dem Motto „Feminismus in die Offensive!“ gegen den am 13.04.24 in München stattfindenden „Marsch fürs Leben„.

Die Lesung  (Mi, 13.03.24  | 19:00 Uhr ) wird von der Bibliothek_A in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Bayern veranstaltet. Der Eintritt ist frei. Weitere empfehlenswerte pro feministische Veranstaltung in Rosenheim in den nächsten Tagen sind:

  • So, 03.03.24 | 19:00 Uhr // Film: feminism wtf // linkes Zentrum (Innstr. 45a, Rosenheim) // https://www.dielinke-rosenheim.de/
  • Sa, 09.03.24 | 20:00 Uhr // Konzert zum Frauen*kampftag // Vetternwirtschaft (Oberausstr. 2, Rosenheim)  // https://www.vfbk.net/
  • Mi, 13.03.24 | 19:00 Uhr | Lesung & Vortrag:  Fundis, AbtreibungsgegnerInnen und der Marsch fürs Leben  // linkes Zentrum (Innstr. 45a, Rosenheim) // https://bibliotheka.rosenheim.social/
  • Sa, 13.04.24 | Demofahrt: Feminismus in die Offensive! zu Protesten gegen den „Marsch fürs Leben“  // Bahnhof Rosenheim // https://oapro.noblogs.org/

Medium des Monats Februar: „Versöhnungstheater“

Am Donnerstag (01.02.) liest der Berliner Autor Max Czollek in Bad Aibling aus seinem viel diskutierten Essay „Versöhnungstheater. Aus diesem Grund haben wir das 2023 im Hanser Verlag erschienene Buch zu unserem Medium des Monats gewählt. Die Lesung im Rahmen der Max-Mannheimer-Kulturtage 2024 beginnt um 19:30 Uhr in der „Galerie Altes Feuerwehrgerätehaus“ (Irlachstr. 5). Es ist ratsam, vorab Karten (Eintritt 12,- EUR ) unter info@muttutgut.org zu reservieren.

In Kürze gibt es hier eine Buchrezession zu lesen, vorab schon einmal die Verlagsankündigung:

Eine kritische Analyse der deutschen Erinnerungskultur: Klug und polemisch seziert Bestsellerautor Max Czollek den Wandel im deutschen Selbstverständnis.

Max Czolleks legendäre Bücher „Desintegriert euch!“ und „Gegenwartsbewältigung“ streuten lustvoll Zweifel an den deutschen Narrativen von Integration bis Leitkultur. Scharf, gewitzt und an jeder Stelle überraschend, schließt Versöhnungstheater diesen Kreis, wenn es nach der aktuellen Erinnerung an die Verbrechen der Vergangenheit fragt. Seit weltweit bewunderten Gesten der deutschen Selbstvergewisserung vom Warschauer Kniefall bis zum Holocaust-Mahnmal hat sich in letzter Zeit einiges verändert: Das Berliner Stadtschloss feiert Preußens Könige, mit dem neuen Militärhaushalt wird eine Zeitenwende beschworen und der Bundespräsident bedankt sich auf Israelreise ungefragt für die „Versöhnung“. Deutschland ist wieder wer, auch weil es sich so mustergültig an den Holocaust erinnert. Herzlich willkommen zum Versöhnungstheater!

„Wie rechtsradikale Netzwerke die Sicherheitsbehörden unterwandern“ unser Medium des Monats Dezember

Das im November erschienene Buch „Staatsgewalt“ (ISBN: 978-3-451-39596-3 | Herder Verlag GmbH) ist unser Medium des Monats Dezember. In dem von Heike Kleffner und Matthias Meisner herausgegebenen Werk sind fast 30 Beiträge von unterschiedlichen Autor:innen zu finden, die aufzeigen wie „rechtsradikale Netzwerke die Sicherheitsbehörden unterwandern“.

Das Buch ist (unserer Meinung nach) die ideale Begleitliteratur zu dem Vortrag „Zwischen Schießstand, Bundeswehr und rechten Netzwerken: Franco A. in Bayern“ von Robert Andreasch (a.i.d.a. e.V.) am Do, den 14.12.2023 in Rosenheim (Weitere Infos: https://bibliotheka.rosenheim.social/)

„Elitesoldaten, die sich auf einen „Tag X“ vorbereiten, Polizisten, die in Chatgruppen rechtsextreme Inhalte verbreiten, JVA-Bedienstete, die politisch rechts motivierte Straftaten begehen, Justizangehörige, die mit Gewalt die Demokratie beseitigen wollen: Diese Meldungen sind zum traurigen Alltag geworden. Sie zeigen, dass es dem Rechtsstaat bisher nicht gelingt, sich wirksam gegen Reichsbürger, Rechtsradikale und Anhänger von Verschwörungstheorien zu wappnen, die nicht selten in den eigenen Institutionen zu finden sind. Stattdessen werden rechte Netzwerke weiter als „Einzelfälle“ abgetan.“ heißt es in der Verlagsankündigung. Vier Jahre nach dem Buch „Extreme Sicherheit. Rechtsradikale in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr und Justiz“ liegt damit eine neue, umfassende Bestandsaufnahme der Herausgeber:innen vor. Zahlreiche Expert:innen und Fachjournalist:innen (u. a. Stephan Anpalagan, Bahar Aslan, Kersten Augustin, Sebastian Erb, Malene Gürgen, Sebastian Leber, Nadine Lindner, Christina Schmidt , Caroline Walter, Seda Basay-Yıldız) veröffentlichen (z.T. vertieften) ihre Recherchen der letzten Jahre. „Dieses Buch vermisst auch die Reaktionen des Rechtsstaates auf eine Reihe bekannter Sachverhalte“ (S. 21) schreiben die Herausgeber:innen im Vorwort und benennen u.a. „das Netzwerk um Franco A.“ (ebd.) Warnsignale würden „allzu oft ignoriert, Strafverfahren blockiert, Disziplinarmaßnahmen verschleppt, Nachahmer ermutigt. Es sind die Dammbrüche im Alltag und die Gewöhnung daran, die den demokratischen Rechtsstaat erschüttern.“

Auch Robert Andreasch – der Referent vom 14.12.23 – ist mit einem Beitrag („Ein Panzergrenadier im Dienst der Identitären Bewegung“, S. 101 ff.) über den Bundeswehrwerdegang von Felix Springer in dem Buch vertreten. Andreasch zeigt wie die jahrelangen Aktivitäten für die extrem rechte „Identitäre Bewegung Bayern“ (u.a. Teilnahme an einer IB Demo in Freilassing) dazu führten, dass der ehemalige Bundeswehr-Offizier (heute arbeitet er für einen Rüstungskonzern im oberbayerischen Schrobenhausen) nach jahrelangem Wegsehen letztendlich doch vom Truppendienstgericht (noch nicht rechtskräftig) verurteilt wurde.

Sowohl das Buch (Leseprobe: https://media.herder.de/leseprobe/978-3-451-39596-3/index.html) als auch den Vortrag am 14.12.23 (um 19:00 Uhr im linken Zentrum) möchten wir allen wärmstens empfehlen.

Do. 14.12.23 | 19:00: Zwischen Schießstand, Bundeswehr und rechten Netzwerken: Franco A. in Bayern

Vortrag von Robert Andreasch (a.i.d.a. e.V.)

Sie ist fast schon wieder vergessen: die Geschichte des extrem rechten Bundeswehrsoldaten Franco Albrecht, der sich im Jahr 2015 als vermeintlicher Geflüchteter aus Syrien hatte registrieren lassen und in Erding untergebracht wurde, der bei der Bundeswehr Munition stahl, illegale Waffen beschaffte und Attentatsziele akribisch ausrecherchierte. Und der im Juli 2022 vom Oberlandesgericht Frankfurt/Main – mittlerweile rechtskräftig – wegen Anschlagsvorbereitungen und Waffendelikten zu einer Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren verurteilt wurde.
Im Vortrag soll es neben der extrem rechten Ideologie Albrechts um seine Geschichte in Bayern gehen sowie um die neonazistischen Netzwerke, mit denen er in Verbindung stand: vom Münchner „Preußenabend“ und dem geheimdienstnahen „Jagsthausener Kreis“, über „Uniter“ und „Nordkreuz“ bis zum (öffentlich bisher kaum thematisierten) „Chat Süd“.

Der Vortrag im Z linken Zentrum (Innstr 45a, Rosenheim) beginnt um 19:00 Uhr der Eintritt ist frei. Organisiert wird die Veranstaltung von der Bibliothek_A in Kooperation mit dem Kurt-Eisner-Verein / Rosa Luxemburg Stiftung Bayern.

MdM: Die Reise ins Reich. Unter Rechtsextremisten, Reichsbürgern und anderen Verschwörungstheoretikern

  • Medium des Monats Oktober: „Die Reise ins Reich. Unter Rechtsextremisten, Reichsbürgern und anderen Verschwörungstheoretikern“ von Tobias Ginsburg
  • Lesung in Bad Aibling am 13.10.2023

Unser Medium des Monats Oktober ist das Buch „Die Reise ins Reich. Unter Rechtsextremisten, Reichsbürgern und anderen Verschwörungstheoretikern“ von Tobias Ginsburg. Acht Monate lang schleuste sich Ginsburg undercover in die Szene der Reichsbürger:innen und rechtsesoterischen Verschwörungstheoretiker:innen ein. Er baute sich eine Scheinidentität im Netz auf und bewegte sich unter AfD-Politiker:innen, gewaltbereiten Neonazis, braunen friedensbewegten Esoteriker:innen, Sektierer:innen und Systemumstürzler:innen. 2018 veröffentlichte er seine Rechercheergebnisse unterfüttert mit historischen Einordnungen und politischer Analyse als Buch, welches im Juni desselben Jahres Platz fünf der Sachbuch-Bestenliste erreichte Unter dem Eindruck der Pandemieleugner:innen-Szene erschien das Buch 2021 in einer stark erweiterten Neuausgabe unter dem Titel „Die Reise ins Reich. Unter Rechtsextremisten, Reichsbürgern und anderen Verschwörungstheoretikern“ im Rowohlt Verlag. In der Bibliothek_A haben wir die 2. Auflage aus dem Dezember 2022. Am 13.10.2023 kommt der Schriftsteller, Theaterregisseur und Journalist übrigens nach Bad Aibling und liest aus seinem Werk .

Lange Zeit hielt man die sogenannten Reichsbürger:innen für seltsame, aber eher harmlose Spinner:innen und Sektierer:innen, für gescheiterte Existenzen mit Fantasieausweisen, die sich vor Bußgeldern und Steuerpflicht drücken wollen. Obwohl das auf einzelne Protagonist:innen der Szene zutreffen mag, reicht das Milieu sehr viel weiter und stellt eine immense Gefahr dar – wie der Polizistenmord in Georgensgmünd 2016 und die Ende 2022 vereitelten Umsturzpläne der Reichsbürger-Gruppe „Patriotische Union“ erneut verdeutlichten. Laut Sicherheitsbehörden waren 2022 in Bayern die meisten der „extremistisch motivieren Gewalttaten“ dem Spektrum der Reichsbürger:innen zuzuordnen. 2022 gab es in Bayern insgesamt 699 (Vorjahr: 425) extremistische Straftaten von Reichsbürger:innen, darunter 197 Gewaltdelikte (Vorjahr: 122). Lokal sei z.B. an die Razzia in Tuntenhausen bzgl. des Waffenhandels in der Reichsbürger:innen- und Rechtsextremist:innen-Szene (u.a. AfD) erinnert (vgl. u.a. https://www.akweb.de/politik/waffenlieferungen-an-die-afd/). Erst vor wenigen Wochen trat ebenfalls in Tuntenhausen Markus Krall auf , jener „Finanzexperte“, welchen die mutmaßliche Terrorgruppe „Patriotische Union“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Patriotische_Union) um Heinrich XIII. Prinz Reuß nach dem geplanten Putsch als Wirtschafts- und Finanzminister vorgesehen hatte .

Die Region Rosenheim ist zwar kein Thema in dem Buch von Ginsburg, aber die Strukturen, Rädelsführer:innen und Vordenker:innen, welche Ginsburg trifft, wirken auch hier in Oberbayern – genauso wie der ideologische Kern der Bewegung. Der Autor macht mit dem Buch klar, dass zu dem Weltbild nicht nur die Ablehnung der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Staatsorgane gehört, sondern auch Antisemitismus, faschistischer Verschwörungswahn und die Verachtung der Demokratie. Und manche der beschriebenen Szenen sind auch räumlich ganz nah, z.B. wenn der Autor die Auftritte von Jürgen Elsässer (S. 207ff.) oder dem AfD Politiker Peter Boehringer (S.211 f.) in Garmisch-Partenkirchen beschreibt.

Das Buch könnt ihr in der Bibliothek_A ausleihen, aber seit Juni diesen Jahres auch kostengünstig bei der Bundeszentrale für politische Bildung beziehen. Wer den Autor persönlich erleben will, sollte am 13.10.2023 um 19:30 Uhr in das BRK Jugendzentrum nach Bad Aibling kommen (Eintritt: 15 €). Da die Teilnehmer:innenzahl begrenzt ist, ist eine Anmeldungen unter 0179-7325938 (Mailbox) oder info@muttutgut.org erforderlich.

Medium des Monats: Kohei Saito

Stürme, Waldbrände und Flutkatastrophen, die Klimakrise ist real und allgegenwärtig, der Kampf für eine klimagerechte Zukunft wahrscheinlich so akut wie nie. Diesen September gibt es gleich mehrere Möglichkeiten für Klimaschutz auf die Straße zu gehen. Vom 5. bis 10. September trifft sich die Autolobby zu einer großen Greenwashing-Veranstaltung in München, verschiedene Klimaaktivist*innen und antikapitalistische Gruppen rufen zu Protesten dagegen auf! Es wird ab Dienstag ein Klimacamp mit vielen spannenden Vorträgen im Luitpoldpark geben. Weitere Infos zu geplanten Aktionen findet ihr bei noFuture IAA, Smash IAA oder dem #BlockIAA Bündnis. 

Am 15.09. ruft Fridays for Future zum globalen Klimastreik auf, auch in Rosenheim wird es dazu am Freitag den 15.09 um 14:00 Uhr am Salingarten eine Demonstration geben. 

Passend zu den vielfältigen Klimaprotesten diesen Monat haben wir uns als Medium des Monats das im August erschienene Buch „Systemsturz – Der Sieg der Natur über den Kapitalismus“, des japanischen Autors Kohei Saito ausgesucht. Das Buch des japanischen Marxisten wurde in Japan über 500.000 Mal verkauft, jetzt wurde es von Gregor Wakounig ins Deutsche übersetzt und ist nicht nur unser Medium des Monats, sondern auch bei der Süddeutschen in der Liste der Bücher des Monats: https://www.sueddeutsche.de/kultur/buecher-des-monats-vowinckel-whitehead-1.6171371

In seinem Buch stellt Saito einen klaren Zusammenhang zwischen der Klimakatastrophe und dem Wirtschaftswachstum dar. Das Buch plädiert für einen klaren Bruch mit dem aktuellen kapitalistischen Wirtschaftssystem, denn „Sollten wir weiter versuchen, den Kapitalismus am Leben zu erhalten, sind wir angesichts des Chaos, dass die Klimakrise mit sich bringt, zum Rückfall in die Barbarei verdammt.“ Es wird uns kein Greenwashing der Konzerne, kein „Green New Deal“ der EU-Staaten und auch kein technischer Fortschritt vor der kommenden Katastrophe bewahren. Sie alle reduzieren den Ausstoß von Treibhausgasen nicht annähernd schnell genug, und versuchen sie es doch, dann auf Kosten des globalen Südens und ärmerer Menschen!

Die einzige Möglichkeit, die Saito sieht, den Planeten noch zu retten ist der  „Degrowth-Kommunismus“. Was Saito damit meint, ist ein Wandel unserer Gesellschaft hin zu einer Gebrauchswirtschaft, die Demokratisierung von Produktionsprozessen und eine Verkürzung der Arbeitszeiten bedeutet. 
Für eine Klimabewegung, die immer häufiger den Schritt zur Systemkritik wagt und sich nicht weiter mit den Lügen des grünen Kapitalismus abspeisen lässt, stellt das Buch von Saito eine wertvolle Diskussionsgrundlage dar.