Medien des Monats März: Themenfeld Anti-Choice-Bewegun

Gestern war der Internationale Frauenkampftag (Infos zur Geschichte) und in rund einem Monat (am 13.4.2024) wollen radikale Abtreibungsgegner*innen mit einem „Marsch fürs Leben“ durch München ziehen. Der Marsch ist eines der größten Events dieser Szene und ein relevanter Ort rechter Vernetzung (Infos zu den Gegenprotesten).

Diese beiden Ereignisse waren der Grund, dass unsere profeministische März-Medienempfehlung eine kritische Auseinandersetzung mit der Anti-Choice-Bewegung ist. In diesem Monat gibt es nicht nur ein Medium das Monats sondern ausnahmsweise empfehlen wir sogar drei Medien: Eine Broschüre, einen Podcast und eine Doku:

A) „Fundis lol* eine Broschüre über die Ideologie, Methoden und AkteurInnen der Anti-Choice-Bewegung

Vorweg: Am kommen den Mittwoch (13.03.24) kommen Autor:innen der Broschüre (von den Verfasserinnen „Zine“ genannt) nach Rosenheim und stellen die Inhalte vor. Die von uns organisierte Veranstaltung, Lesung & Vortrag „Fundis, AbtreibungsgegnerInnen und der Marsch fürs Leben“ beginnt um 19:00 Uhr im Z Linken Zentrum (Innstr. 45a), der Eintritt ist frei.

Herausgegeben wurde das Heft von der Antisexistischen Aktion München, welche sich seit vielen Jahren mit radikalen AbtreibungsgegnerInnen beschäftigt. In dem Zine „Fundis lol*“ sollen „unsere Gedanken, unser Wissen und Überlegungen, wie wir mit diesem ganzen Mist umgehen können“ geteilt werden. Herausgekommen ist eine 80–seitige Broschüre welche einen Überblick über die Ideologie, Methoden und AkteurInnen der Anti-Choice-Bewegung gibt und deutlich macht, dass der Kampf für sexuelle Selbstbestimmung und reproduktive Rechte nach wie vor notwendig ist. Die Veröffentlichung gliedert sich in 15 Kapiteln (+ Glossar):

First things first / Kapitalismus, Patriarchat, Kontrolle über Körper von Frauen – Scheiße! /
Zahlen & Statistik: Antifeministische Tendenzen / Die antifeministische Ideologie der Anti-Choice-Bewegung / Entwicklung der Anti-Choice-Bewegung in der BRD: Kurzer Überblick / Zahlen & Statistik: Schwangerschaftsabbrüche / Schwangerschaftsabbruch – Ein Erfahrungsbericht / Feministischer Widerstand: Weg mit dem Paragraf 218 – Historie / Polizeigewalt – Ein Erfahrungsbericht / Fundis aus der Deckung holen – Einige Anti-Choice AkteurInnen, die man kennen sollte / Aktionsformen und Methoden radikaler AbtreibungsgegnerInnen / „Beratung““ bei christlichen AbtreibungsgegnerInnen – Ein Erfahrungsbericht / Perspektivenwechsel USA – wie sich die religiöse Rechte ihre Macht in den Institutionen sichern konnte / Danke und bis bald / Ungewollt schwanger – was tun?

Die Broschüre könnt ihr kostenlos sowohl im Z erhalten, als auch online downloaden: https://asam.noblogs.org/files/2023/10/Broschuere-Fundis_LoL_asam.pdf

B) „Antifeministische Allianzen“ – Podcast

Lina Dahm ist freie Journalistin und arbeitet seit Jahren zu Antifeminismus, insbesondere zur Anti-Choice-Bewegung. Seit kurzem ist sie auch Podcasterin.

Der Podcast „Antifeministische Allianzen“ ist auf YouTube, (https://www.youtube.com/@LinaDahm/videos) Spotify (https://podcasters.spotify.com/pod/show/lina245) , AntennaPod und Apple Podcasts (https://podcasts.apple.com/us/podcast/antifeministische-allianzen/id1708860622) verfügbar.

Aus der Ankündigung:

„Antifeminismus schlägt Brücken. In Parlamenten, auf der Straße und im Netz finden sich Versatzstücke antifeministischer Ideologie und bergen das Potential verschiedene antidemokratische Strömungen zu vereinen. Die Folgen für eine liberale, pluralistische Demokratie und ganz konkret für Menschen, die nicht ins Weltbild von AntifeministInnen passen, sind schon jetzt bedrohlich. Der Podcast „Antifeministische Allianzen“ befasst mit AntifeministInnen, ihren Ideologien, Netzwerken und Aktivitäten. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf dem Tun radikaler AbtreibungsgegnerInnen, da der Kampf gegen das Recht auf sichere und legale Schwangerschaftsabbrüche ein verbindendes Ideologiefragment ist, welches (extrem) rechte, christlich-fundamentalistische und konservative AkteurInnen zusammenbringt. In insgesamt acht Folgen beleuchtet der Podcast den umfassenden Kulturkampf der Anti-Choice-Bewegung und erklärt, welche AkteurInnen sich wie und warum daran beteiligen.“

Die erste Folge „Schulterschluss“, handelt davon, wie Antifeminismus im Allgemeinen und Anti-Choice-Aktivismus im Speziellen verschiedene AkteurInnen zusammenbringt.

In der zweiten Folge, mit dem Titel „cuius regio, eius religio“, geht es um die Geschichte des §218 und welche Auswirkungen die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen hat.

Insgesamt sind acht Folgen geplant, welche in den kommenden Wochen veröffentlicht werden.

Die Webseite zum Podcast findet Ihr hier: https://antifeministischeallianzen.wordpress.com/

C) Glaube, Macht, Ideologie – Doku (ZDF)

Rechte und rechtsextreme Gruppierungen schließen sich verstärkt der Anti-Abtreibungsbewegung an. Die Recherche der ZDF Redaktion „Die Spur“ zeigt, wie weit ihr Einfluss reicht und wie gefährlich das sein kann. In dem am 19.02.24 veröffentlichten 29-minütige Dokumentarfilm mit dem Untertitel „Das gefährliche Netz der Abtreibungsgegner“ geht es um internationale Geldgeber, „Kreuzzüge für die Familie“ und Medikamente unter der Hand – kurz: wie radikale Abtreibungsgegner Einfluss auf die Gesellschaft nehmen wollen. Das Video ist in der ZDF Mediathek noch bis 19.02.26 verfügbar:

https://www.zdf.de/dokumentation/die-spur/schwangerschaft-abtreibungsgegner-lebensschutz-rechtenetzwerke-kirche-afd-100.html

Mi, 13.03.24: Fundis, AbtreibungsgegnerInnen und der Marsch fürs Leben  (Lesung & Vortrag)

Mi, 13.03.24  | 19:00 Uhr | Lesung & Vortrag

Fundis, AbtreibungsgegnerInnen und der Marsch fürs Leben 

Die Antisexistische Aktion München beschäftigt sich seit vielen Jahren mit radikalen AbtreibungsgegnerInnen. Vor kurzem haben sie das Zine „Fundis lol*“ veröffentlicht, indem sie „unsere Gedanken, unser Wissen und Überlegungen, wie wir mit diesem ganzen Mist umgehen können“ teilen.Die 80–seitige Broschüre (kostenloser download) bietet in 15 Kapiteln (+ Glossar)  einen Überblick über die Ideologie, Methoden und AkteurInnen der Anti-Choice-Bewegung und macht deutlich, dass der Kampf für sexuelle Selbstbestimmung und reproduktive Rechte nach wie vor notwendig ist.

Am Mittwoch 13.03.24 kommen Aktivist:innen der Antisexistischen Aktion München nach Rosenheim und stellen im linken Zentrum die Broschüre vor. Die Lesung wird ergänzt durch aktuelle Infos zu den Protesten unter dem Motto „Feminismus in die Offensive!“ gegen den am 13.04.24 in München stattfindenden „Marsch fürs Leben„.

Die Lesung  (Mi, 13.03.24  | 19:00 Uhr ) wird von der Bibliothek_A in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Bayern veranstaltet. Der Eintritt ist frei. Weitere empfehlenswerte pro feministische Veranstaltung in Rosenheim in den nächsten Tagen sind:

  • So, 03.03.24 | 19:00 Uhr // Film: feminism wtf // linkes Zentrum (Innstr. 45a, Rosenheim) // https://www.dielinke-rosenheim.de/
  • Sa, 09.03.24 | 20:00 Uhr // Konzert zum Frauen*kampftag // Vetternwirtschaft (Oberausstr. 2, Rosenheim)  // https://www.vfbk.net/
  • Mi, 13.03.24 | 19:00 Uhr | Lesung & Vortrag:  Fundis, AbtreibungsgegnerInnen und der Marsch fürs Leben  // linkes Zentrum (Innstr. 45a, Rosenheim) // https://bibliotheka.rosenheim.social/
  • Sa, 13.04.24 | Demofahrt: Feminismus in die Offensive! zu Protesten gegen den „Marsch fürs Leben“  // Bahnhof Rosenheim // https://oapro.noblogs.org/

Medium des Monats Februar: „Versöhnungstheater“

Am Donnerstag (01.02.) liest der Berliner Autor Max Czollek in Bad Aibling aus seinem viel diskutierten Essay „Versöhnungstheater. Aus diesem Grund haben wir das 2023 im Hanser Verlag erschienene Buch zu unserem Medium des Monats gewählt. Die Lesung im Rahmen der Max-Mannheimer-Kulturtage 2024 beginnt um 19:30 Uhr in der „Galerie Altes Feuerwehrgerätehaus“ (Irlachstr. 5). Es ist ratsam, vorab Karten (Eintritt 12,- EUR ) unter info@muttutgut.org zu reservieren.

In Kürze gibt es hier eine Buchrezession zu lesen, vorab schon einmal die Verlagsankündigung:

Eine kritische Analyse der deutschen Erinnerungskultur: Klug und polemisch seziert Bestsellerautor Max Czollek den Wandel im deutschen Selbstverständnis.

Max Czolleks legendäre Bücher „Desintegriert euch!“ und „Gegenwartsbewältigung“ streuten lustvoll Zweifel an den deutschen Narrativen von Integration bis Leitkultur. Scharf, gewitzt und an jeder Stelle überraschend, schließt Versöhnungstheater diesen Kreis, wenn es nach der aktuellen Erinnerung an die Verbrechen der Vergangenheit fragt. Seit weltweit bewunderten Gesten der deutschen Selbstvergewisserung vom Warschauer Kniefall bis zum Holocaust-Mahnmal hat sich in letzter Zeit einiges verändert: Das Berliner Stadtschloss feiert Preußens Könige, mit dem neuen Militärhaushalt wird eine Zeitenwende beschworen und der Bundespräsident bedankt sich auf Israelreise ungefragt für die „Versöhnung“. Deutschland ist wieder wer, auch weil es sich so mustergültig an den Holocaust erinnert. Herzlich willkommen zum Versöhnungstheater!

„Wie rechtsradikale Netzwerke die Sicherheitsbehörden unterwandern“ unser Medium des Monats Dezember

Das im November erschienene Buch „Staatsgewalt“ (ISBN: 978-3-451-39596-3 | Herder Verlag GmbH) ist unser Medium des Monats Dezember. In dem von Heike Kleffner und Matthias Meisner herausgegebenen Werk sind fast 30 Beiträge von unterschiedlichen Autor:innen zu finden, die aufzeigen wie „rechtsradikale Netzwerke die Sicherheitsbehörden unterwandern“.

Das Buch ist (unserer Meinung nach) die ideale Begleitliteratur zu dem Vortrag „Zwischen Schießstand, Bundeswehr und rechten Netzwerken: Franco A. in Bayern“ von Robert Andreasch (a.i.d.a. e.V.) am Do, den 14.12.2023 in Rosenheim (Weitere Infos: https://bibliotheka.rosenheim.social/)

„Elitesoldaten, die sich auf einen „Tag X“ vorbereiten, Polizisten, die in Chatgruppen rechtsextreme Inhalte verbreiten, JVA-Bedienstete, die politisch rechts motivierte Straftaten begehen, Justizangehörige, die mit Gewalt die Demokratie beseitigen wollen: Diese Meldungen sind zum traurigen Alltag geworden. Sie zeigen, dass es dem Rechtsstaat bisher nicht gelingt, sich wirksam gegen Reichsbürger, Rechtsradikale und Anhänger von Verschwörungstheorien zu wappnen, die nicht selten in den eigenen Institutionen zu finden sind. Stattdessen werden rechte Netzwerke weiter als „Einzelfälle“ abgetan.“ heißt es in der Verlagsankündigung. Vier Jahre nach dem Buch „Extreme Sicherheit. Rechtsradikale in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr und Justiz“ liegt damit eine neue, umfassende Bestandsaufnahme der Herausgeber:innen vor. Zahlreiche Expert:innen und Fachjournalist:innen (u. a. Stephan Anpalagan, Bahar Aslan, Kersten Augustin, Sebastian Erb, Malene Gürgen, Sebastian Leber, Nadine Lindner, Christina Schmidt , Caroline Walter, Seda Basay-Yıldız) veröffentlichen (z.T. vertieften) ihre Recherchen der letzten Jahre. „Dieses Buch vermisst auch die Reaktionen des Rechtsstaates auf eine Reihe bekannter Sachverhalte“ (S. 21) schreiben die Herausgeber:innen im Vorwort und benennen u.a. „das Netzwerk um Franco A.“ (ebd.) Warnsignale würden „allzu oft ignoriert, Strafverfahren blockiert, Disziplinarmaßnahmen verschleppt, Nachahmer ermutigt. Es sind die Dammbrüche im Alltag und die Gewöhnung daran, die den demokratischen Rechtsstaat erschüttern.“

Auch Robert Andreasch – der Referent vom 14.12.23 – ist mit einem Beitrag („Ein Panzergrenadier im Dienst der Identitären Bewegung“, S. 101 ff.) über den Bundeswehrwerdegang von Felix Springer in dem Buch vertreten. Andreasch zeigt wie die jahrelangen Aktivitäten für die extrem rechte „Identitäre Bewegung Bayern“ (u.a. Teilnahme an einer IB Demo in Freilassing) dazu führten, dass der ehemalige Bundeswehr-Offizier (heute arbeitet er für einen Rüstungskonzern im oberbayerischen Schrobenhausen) nach jahrelangem Wegsehen letztendlich doch vom Truppendienstgericht (noch nicht rechtskräftig) verurteilt wurde.

Sowohl das Buch (Leseprobe: https://media.herder.de/leseprobe/978-3-451-39596-3/index.html) als auch den Vortrag am 14.12.23 (um 19:00 Uhr im linken Zentrum) möchten wir allen wärmstens empfehlen.

Do. 14.12.23 | 19:00: Zwischen Schießstand, Bundeswehr und rechten Netzwerken: Franco A. in Bayern

Vortrag von Robert Andreasch (a.i.d.a. e.V.)

Sie ist fast schon wieder vergessen: die Geschichte des extrem rechten Bundeswehrsoldaten Franco Albrecht, der sich im Jahr 2015 als vermeintlicher Geflüchteter aus Syrien hatte registrieren lassen und in Erding untergebracht wurde, der bei der Bundeswehr Munition stahl, illegale Waffen beschaffte und Attentatsziele akribisch ausrecherchierte. Und der im Juli 2022 vom Oberlandesgericht Frankfurt/Main – mittlerweile rechtskräftig – wegen Anschlagsvorbereitungen und Waffendelikten zu einer Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren verurteilt wurde.
Im Vortrag soll es neben der extrem rechten Ideologie Albrechts um seine Geschichte in Bayern gehen sowie um die neonazistischen Netzwerke, mit denen er in Verbindung stand: vom Münchner „Preußenabend“ und dem geheimdienstnahen „Jagsthausener Kreis“, über „Uniter“ und „Nordkreuz“ bis zum (öffentlich bisher kaum thematisierten) „Chat Süd“.

Der Vortrag im Z linken Zentrum (Innstr 45a, Rosenheim) beginnt um 19:00 Uhr der Eintritt ist frei. Organisiert wird die Veranstaltung von der Bibliothek_A in Kooperation mit dem Kurt-Eisner-Verein / Rosa Luxemburg Stiftung Bayern.

MdM: Die Reise ins Reich. Unter Rechtsextremisten, Reichsbürgern und anderen Verschwörungstheoretikern

  • Medium des Monats Oktober: „Die Reise ins Reich. Unter Rechtsextremisten, Reichsbürgern und anderen Verschwörungstheoretikern“ von Tobias Ginsburg
  • Lesung in Bad Aibling am 13.10.2023

Unser Medium des Monats Oktober ist das Buch „Die Reise ins Reich. Unter Rechtsextremisten, Reichsbürgern und anderen Verschwörungstheoretikern“ von Tobias Ginsburg. Acht Monate lang schleuste sich Ginsburg undercover in die Szene der Reichsbürger:innen und rechtsesoterischen Verschwörungstheoretiker:innen ein. Er baute sich eine Scheinidentität im Netz auf und bewegte sich unter AfD-Politiker:innen, gewaltbereiten Neonazis, braunen friedensbewegten Esoteriker:innen, Sektierer:innen und Systemumstürzler:innen. 2018 veröffentlichte er seine Rechercheergebnisse unterfüttert mit historischen Einordnungen und politischer Analyse als Buch, welches im Juni desselben Jahres Platz fünf der Sachbuch-Bestenliste erreichte Unter dem Eindruck der Pandemieleugner:innen-Szene erschien das Buch 2021 in einer stark erweiterten Neuausgabe unter dem Titel „Die Reise ins Reich. Unter Rechtsextremisten, Reichsbürgern und anderen Verschwörungstheoretikern“ im Rowohlt Verlag. In der Bibliothek_A haben wir die 2. Auflage aus dem Dezember 2022. Am 13.10.2023 kommt der Schriftsteller, Theaterregisseur und Journalist übrigens nach Bad Aibling und liest aus seinem Werk .

Lange Zeit hielt man die sogenannten Reichsbürger:innen für seltsame, aber eher harmlose Spinner:innen und Sektierer:innen, für gescheiterte Existenzen mit Fantasieausweisen, die sich vor Bußgeldern und Steuerpflicht drücken wollen. Obwohl das auf einzelne Protagonist:innen der Szene zutreffen mag, reicht das Milieu sehr viel weiter und stellt eine immense Gefahr dar – wie der Polizistenmord in Georgensgmünd 2016 und die Ende 2022 vereitelten Umsturzpläne der Reichsbürger-Gruppe „Patriotische Union“ erneut verdeutlichten. Laut Sicherheitsbehörden waren 2022 in Bayern die meisten der „extremistisch motivieren Gewalttaten“ dem Spektrum der Reichsbürger:innen zuzuordnen. 2022 gab es in Bayern insgesamt 699 (Vorjahr: 425) extremistische Straftaten von Reichsbürger:innen, darunter 197 Gewaltdelikte (Vorjahr: 122). Lokal sei z.B. an die Razzia in Tuntenhausen bzgl. des Waffenhandels in der Reichsbürger:innen- und Rechtsextremist:innen-Szene (u.a. AfD) erinnert (vgl. u.a. https://www.akweb.de/politik/waffenlieferungen-an-die-afd/). Erst vor wenigen Wochen trat ebenfalls in Tuntenhausen Markus Krall auf , jener „Finanzexperte“, welchen die mutmaßliche Terrorgruppe „Patriotische Union“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Patriotische_Union) um Heinrich XIII. Prinz Reuß nach dem geplanten Putsch als Wirtschafts- und Finanzminister vorgesehen hatte .

Die Region Rosenheim ist zwar kein Thema in dem Buch von Ginsburg, aber die Strukturen, Rädelsführer:innen und Vordenker:innen, welche Ginsburg trifft, wirken auch hier in Oberbayern – genauso wie der ideologische Kern der Bewegung. Der Autor macht mit dem Buch klar, dass zu dem Weltbild nicht nur die Ablehnung der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Staatsorgane gehört, sondern auch Antisemitismus, faschistischer Verschwörungswahn und die Verachtung der Demokratie. Und manche der beschriebenen Szenen sind auch räumlich ganz nah, z.B. wenn der Autor die Auftritte von Jürgen Elsässer (S. 207ff.) oder dem AfD Politiker Peter Boehringer (S.211 f.) in Garmisch-Partenkirchen beschreibt.

Das Buch könnt ihr in der Bibliothek_A ausleihen, aber seit Juni diesen Jahres auch kostengünstig bei der Bundeszentrale für politische Bildung beziehen. Wer den Autor persönlich erleben will, sollte am 13.10.2023 um 19:30 Uhr in das BRK Jugendzentrum nach Bad Aibling kommen (Eintritt: 15 €). Da die Teilnehmer:innenzahl begrenzt ist, ist eine Anmeldungen unter 0179-7325938 (Mailbox) oder info@muttutgut.org erforderlich.

Medium des Monats: Kohei Saito

Stürme, Waldbrände und Flutkatastrophen, die Klimakrise ist real und allgegenwärtig, der Kampf für eine klimagerechte Zukunft wahrscheinlich so akut wie nie. Diesen September gibt es gleich mehrere Möglichkeiten für Klimaschutz auf die Straße zu gehen. Vom 5. bis 10. September trifft sich die Autolobby zu einer großen Greenwashing-Veranstaltung in München, verschiedene Klimaaktivist*innen und antikapitalistische Gruppen rufen zu Protesten dagegen auf! Es wird ab Dienstag ein Klimacamp mit vielen spannenden Vorträgen im Luitpoldpark geben. Weitere Infos zu geplanten Aktionen findet ihr bei noFuture IAA, Smash IAA oder dem #BlockIAA Bündnis. 

Am 15.09. ruft Fridays for Future zum globalen Klimastreik auf, auch in Rosenheim wird es dazu am Freitag den 15.09 um 14:00 Uhr am Salingarten eine Demonstration geben. 

Passend zu den vielfältigen Klimaprotesten diesen Monat haben wir uns als Medium des Monats das im August erschienene Buch „Systemsturz – Der Sieg der Natur über den Kapitalismus“, des japanischen Autors Kohei Saito ausgesucht. Das Buch des japanischen Marxisten wurde in Japan über 500.000 Mal verkauft, jetzt wurde es von Gregor Wakounig ins Deutsche übersetzt und ist nicht nur unser Medium des Monats, sondern auch bei der Süddeutschen in der Liste der Bücher des Monats: https://www.sueddeutsche.de/kultur/buecher-des-monats-vowinckel-whitehead-1.6171371

In seinem Buch stellt Saito einen klaren Zusammenhang zwischen der Klimakatastrophe und dem Wirtschaftswachstum dar. Das Buch plädiert für einen klaren Bruch mit dem aktuellen kapitalistischen Wirtschaftssystem, denn „Sollten wir weiter versuchen, den Kapitalismus am Leben zu erhalten, sind wir angesichts des Chaos, dass die Klimakrise mit sich bringt, zum Rückfall in die Barbarei verdammt.“ Es wird uns kein Greenwashing der Konzerne, kein „Green New Deal“ der EU-Staaten und auch kein technischer Fortschritt vor der kommenden Katastrophe bewahren. Sie alle reduzieren den Ausstoß von Treibhausgasen nicht annähernd schnell genug, und versuchen sie es doch, dann auf Kosten des globalen Südens und ärmerer Menschen!

Die einzige Möglichkeit, die Saito sieht, den Planeten noch zu retten ist der  „Degrowth-Kommunismus“. Was Saito damit meint, ist ein Wandel unserer Gesellschaft hin zu einer Gebrauchswirtschaft, die Demokratisierung von Produktionsprozessen und eine Verkürzung der Arbeitszeiten bedeutet. 
Für eine Klimabewegung, die immer häufiger den Schritt zur Systemkritik wagt und sich nicht weiter mit den Lügen des grünen Kapitalismus abspeisen lässt, stellt das Buch von Saito eine wertvolle Diskussionsgrundlage dar. 

Septemberausstellung: Anastasia – eine rechte Siedlungsbewegung 

Die Anastasia Austellung im Z-Linkes Zentrum in Selbstverwaltung wird verlängert! An allen Dienstagen im September könnt ihr von 15:00 bis 19:00 Uhr die Austellung im Z ( Innstr. 45a, 83022 Rosenheim) besichtigen.  Auf fünf Plakaten wird die „Anastasia“-Buchreihe kritisch analysiert und ein Überblick über die Anastasia-Bewegung in Deutschland gegeben. Über QR-Codes ist es möglich, zusätzliches Material wie Videos oder Literatur einzusehen.

Was verbirgt sich hinter der Anastasia-Bewegung und wo hat sie ihren Ursprung? Basierend auf der Anastasia-Buchreihe des Autors Wladimir Megre kam die Bewegung von Russland nach Deutschland. In der Öffentlichkeit präsentiert sich die Anastasia-Bewegung als eine esoterische, naturverbundene und selbstversorgende Ökogemeinschaft. Doch in der Romanreihe, auf die sich die Bewegung bezieht, sind rassistische, antisemitische und verschwörungstheoretische Inhalte zu finden. Darüber hinaus bestehen in Deutschland Verbindungen zur rechten Szene sowie zur Reichsbürgerszene, so dass die Bewegung dem rechtsesoterischen Spektrum zuzuordnen ist.

In der Ausstellung wird nach der Einleitung auf einer Tafel die Anastasia-Buchreihe und der Autor vorgestellt und dann werden die Buchinhalte kritisch analysiert. Ein weiteres Plakat gibt einen Überblick über die Anastasia-Bewegung in Deutschland und deren Projekte. Auf der Tafel „Die Schetinin-Schule“ werden sowohl das Konzept, das Netzwerk (u.a. Ricardo Leppe, ISKA Akademie) wie auch die darauf basierenden Schulgründungsversuche thematisiert. Diese Station ist besonders für die Region Rosenheim interessant, da das dargestellte Konzept auch für die behördlich geschlossene Querdenkerschule bei Schechen zentral war. Der Abschluss der Ausstellung ist ein Fazit aus pädagogischer Perspektive. Darin heißt es: Eine „(…)kritische Auseinandersetzung mit dem in der Ausstellung dargelegten Thema ist notwendig, um die Hintergründe erfassen und einordnen zu können. Dies ist auch bezüglich der Entwicklungen von neuen Schulkonzepten erforderlich, um Gründungen, die auf höchst problematischen Ideologien aufbauen, entgegenzutreten und sie gar zu vermeiden“.

Die Ausstellung wurde 2022 von Studierenden der Hochschule Esslingen im Rahmen des Projektes „Esoterik und Soziale Arbeit“ von Prof. Claudia Barth1 erarbeitet. Die Landeskoordinierungsstelle Demokratie leben! Bayern gegen Rechtsextremismus2 und die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern haben die Ausstellung drucken lassen und stellen sie der Zivilgesellschaft zur Verfügung. Die lokale Ausstellungsorganisation in Rosenheim wurde von der Bibliothek_A  umgesetzt. Die Öffnungszeiten sind jeweils Dienstags von 15:00 bis 19:00 Uhr und bei Veranstaltungen im Z – linkes Zentrum in Selbstverwaltung. Der Eintritt ist frei.

Die Ordnungszelle Bayern und die Arbeiter:innenbewegung

Historiker referiert am Donnerstag (22.06.2023) in Rosenheim über die Station vor hundert Jahren

Die Arbeiterbewegung in der Ordnungszelle Bayern“ ist der Titel eines Vortrags, den Dr. Sebastian Zehetmair am kommenden Donnerstag (22.06.2023) in Rosenheim hält. Der in Berlin lebende Historiker hatte jahrelang zur „‚Ordnungszelle Bayern‘ 1919 bis 1923“ geforscht. Im linken Zentrum in der Rosenheimer Innstraße 45a präsentiert er nun seine Ergebnisse.

Nach der Niederschlagung der Revolution von 1918/19 wurde Bayern von seiner Landesregierung zur antisozialistischen „Ordnungszelle“ des Reiches umgebaut. Zehetmair wird in seinem Vortrag den politischen Sonderweg Bayerns in der Weimarer Republik beleuchten, welcher die Arbeiter:innenbewegung mit besonderen Problemen konfrontierte und die Formen ihres Aktivismus prägte. Die politische Rechte nutzte das Land als Operationsbasis für ihre Subversion gegen die Republik. Auch der Nationalsozialismus bekämpfte die Organisationen der Arbeiterbewegung hier schon wesentlich früher als in anderen Teilen des Reiches. Das Regime der »Ordnungszelle« Bayern schränkte zugleich die Handlungsspielräume der Arbeiterparteien mit Hilfe von rigiden Ausnahmegesetzen erheblich ein. Dieser Sonderweg führte Bayern im Sommer und Herbst 1923 an den Rand eines Bürgerkriegs.

In dem 2022 im Droste Verlag erschienenen Buch „Im Hinterland der Gegenrevolution“ zeichnet der Autor die Geschichte der bayerischen KPD von ihren Ursprüngen in der Revolution 1918/19 bis zum Hitler-Ludendorff-Putsch und dem gescheiterten Aufstand der KPD im Spätherbst 1923 nach. Er untersucht die Politik der KPD sowohl im Kontext der in Bayern herrschenden Verhältnisse als auch in ihren Beziehungen zu den anderen Parteiorganisationen im Reich. In dem Vortrag in Rosenheim wird der Historiker schwerpunktmäßig die politische Situation in Bayern thematisieren, welche dazu führte, dass 1923 extreme Rechte das Gewerkschaftshaus in Rosenheim stürmten und den Sozialdemokraten Georg Ott ermordeten.

Die Buchvorstellung wird von der Bibliothek_A in Kooperation mit der Geschichtswerkstatt und dem Kurt-Eisner-Verein / Rosa Luxemburg Stiftung Bayern im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Antifaschismus bleibt notwendig“ organisiert. Die Veranstaltung beginnt um 19:30 Uhr, der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: https://antifaschismusbleibtnotwendig.rosenheim.social/

Ausstellung: Anastasia – eine rechte Siedlungsbewegung

Eine Ausstellung zu der rechtsesoterischen Anastasia-Bewegung ist noch bis Ende Juli im linken Zentrum (Innstr. 45a, 83022 Rosenheim) zu sehen. Auf fünf Plakaten wird die „Anastasia“-Buchreihe kritisch analysiert und ein Überblick über die Anastasia-Bewegung in Deutschland gegeben. Über QR-Codes ist es möglich, zusätzliches Material wie Videos oder Literatur einzusehen.

Was verbirgt sich hinter der Anastasia-Bewegung und wo hat sie ihren Ursprung? Basierend auf der Anastasia-Buchreihe des Autors Wladimir Megre kam die Bewegung von Russland nach Deutschland. In der Öffentlichkeit präsentiert sich die Anastasia-Bewegung als eine esoterische, naturverbundene und selbstversorgende Ökogemeinschaft. Doch in der Romanreihe, auf die sich die Bewegung bezieht, sind rassistische, antisemitische und verschwörungstheoretische Inhalte zu finden. Darüber hinaus bestehen in Deutschland Verbindungen zur rechten Szene sowie zur Reichsbürgerszene, so dass die Bewegung dem rechtsesoterischen Spektrum zuzuordnen ist.

In der Ausstellung wird nach der Einleitung auf einer Tafel die Anastasia-Buchreihe und der Autor vorgestellt und dann werden die Buchinhalte kritisch analysiert. Ein weiteres Plakat gibt einen Überblick über die Anastasia-Bewegung in Deutschland und deren Projekte. Auf der Tafel „Die Schetinin-Schule“ werden sowohl das Konzept, das Netzwerk (u.a. Ricardo Leppe, ISKA Akademie) wie auch die darauf basierenden Schulgründungsversuche thematisiert. Diese Station ist besonders für die Region Rosenheim interessant, da das dargestellte Konzept auch für die behördlich geschlossene Querdenkerschule bei Schechen zentral war. Der Abschluss der Ausstellung ist ein Fazit aus pädagogischer Perspektive. Darin heißt es: Eine „(…)kritische Auseinandersetzung mit dem in der Ausstellung dargelegten Thema ist notwendig, um die Hintergründe erfassen und einordnen zu können. Dies ist auch bezüglich der Entwicklungen von neuen Schulkonzepten erforderlich, um Gründungen, die auf höchst problematischen Ideologien aufbauen, entgegenzutreten und sie gar zu vermeiden“.

Die Ausstellung wurde 2022 von Studierenden der Hochschule Esslingen im Rahmen des Projektes „Esoterik und Soziale Arbeit“ von Prof. Claudia Barth1 erarbeitet. Die Landeskoordinierungsstelle Demokratie leben! Bayern gegen Rechtsextremismus2 und die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern haben die Ausstellung drucken lassen und stellen sie der Zivilgesellschaft zur Verfügung. Die lokale Ausstellungsorganisation in Rosenheim wurde von der Bibliothek_A im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Antifaschismus bleibt notwendig“ umgesetzt. Die Öffnungszeiten sind jeweils Dienstags von 18:00 bis 19:30 Uhr und bei Veranstaltungen im Z – linkes Zentrum in Selbstverwaltung. Der Eintritt ist frei.

Die nächsten geplanten Veranstaltungen sind:

  • Do, 22.06. | 19:30 Uhr | Vortrag: Im Hinterland der Gegenrevolution: Die Arbeiterbewegung in der Ordnungszelle Bayern, Referent Dr. Sebastian Zehetmair, organisiert von der Geschichtswerkstatt Rosenheim
  • Di, 27.06. | 19:30 Uhr | Vortrag: Die AfD und die soziale Frage, Referent: Stephan Lindner, organisiert von attac Rosenheim
  • So, 02.07 | 19:00 Uhr | Film: Das Leben des Carlos Fernando, organisiert von OAPR
  • Di, 11.07. | 19:00 Uhr | Vortrag: Die Rosenheimer Ortsgruppe der KPD 1919–1933, Referent: Andreas Salomon, organisiert von: Initiative Erinnerungskultur – Stolpersteine für Rosenheim
  • Mi, 12.07. | 19:00 Uhr | Vortrag: Biografien Rosenheimer Kommunisten, die in das KZ Dachau eingeliefert wurden, Referent: Andreas Salomon, organisiert von: Initiative Erinnerungskultur – Stolpersteine für Rosenheim
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