
Vor rund einem Jahr (Januar 2024) veröffentlichte CORRECTIV unter dem Titel „Geheimplan gegen Deutschland“ seine Recherchen zu dem extrem rechten Treffen in Potsdam, bei dem über Massenausweisungen gesprochen wurde. In der Folge begann eine der größten Protestwelle in der Geschichte der Bundesrepublik. Millionen Menschen gingen bundesweit (auch in Rosenheim über 1000) auf die Straßen, um gegen Rechtsextremismus und die AfD zu demonstrieren. Im Juli 2024 veröffentlichte dann der für das Recherchenetzwerk Correctiv tätige Investigativjournalist Marcus Bensmann (https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Bensmann) das Buch: „Niemand kann sagen, er hätte es nicht gewusst: Die ungeheuerlichen Pläne der AfD“. In diesem im Galiani Verlag (Berlin) erschienen Buch vereint Bensmann die Erkenntnisse vieljähriger Recherchen des CORRECTIV-Netzwerks über die AfD. Anhand von AfD-Aussagen rekonstruiert er die Pläne der Partei: vom Potsdamer Geheimtreffen bis zur geplanten Abschaffung von Grundwerten. Das Buch ist unser Medium des Monats im Februar 2025.

Im März (Di, 18.03.25| 18:30 | TAM Ost) werden wir dann in Kooperation mit der Petra-Kelly-Stiftung eine Veranstaltung mit Marcus Bensmann unter dem Titel „Was passiert, wenn Hass regiert?“ organisieren. Karten zum Preis von 7 € (ermäßigt 2 €) sind nur im Vorverkauf (keine Abendkasse) erhältlich:
Das Buch wird von Dominik Fürst in der Süddeutschen Zeitung vom 15. Juli 2024 als „eine investigative Glanzleistung“, aber auch „eine kleine Geschichte der AfD und ihrer Radikalisierung, die einer sehr spitzen These folgt und keine wohlwollenden Zwischentöne in der Betrachtung der Partei mehr zulässt“ beschrieben Und in dem ARD Magazin „ttt“ (Sendung vom 28. Juli 2024) mein Hilka Sinning: „In seinem Buch beschreibt Bensmann die ideologischen Konzepte, legt rechtsextreme Netzwerke frei und analysiert Aussagen von AfD-Politikern.“

Und in der Tat ist „Niemand kann sagen, er hätte es nicht gewusst“ von Marcus Bensmann ein gut recherchiertes und informatives Werk. Der Rechtsextremismus-Experte des Recherchenetzwerks CORRECTIV war über Jahre hinweg auf Parteitagen, Kreisversammlungen und anderen Treffen der rechten Szene dabei, analysierte die Verlautbarungen und Programme rechter Netzwerke und die Bücher ihrer Protagonist*innen, verfolgte die Entwicklung der AfD von der professoralen Anti-Euro-Partei bis zur rechtsradikalen Übernahme durch den völkischen Flügel und die immense Radikalisierung an der Parteispitze. Nicht nur aus der Recherche zum Potsdamtreffen, sondern aus den Ergebnissen vieljähriger CORRECTIV-Recherchen setzt Bensmann in 12 Kapiteln auf 255 Seiten zusammen, welche Pläne die Radikalen an der Parteispitze und ihre Einflüsterer verfolgen und was Deutschland blühen wird, sollten sie einst tatsächlich tun können, was sie wirklich wollen: Es geht um die Vertreibung von Millionen von Menschen, die Hinwendung zu Russland und China und die Abschaffung der universellen Menschenrechte.

Aus lokaler Sicht ist es schade, dass Bensmann nicht benennt, dass der Organisator des Potsdamer- Geheimtreffens im Landkreis Rosenheim lebt. Auch die Einschätzungen zu der Aussage von Franz Josef Strauß „Rechts von der CDU/CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben“ ist evtl. nicht Common Sense. Auch die Aussage „Die AfD hat ihn aus der Fraktion geworfen“ (S. 116) über den rechtsextremen bayerischen AfD Landtagsabgeordneten Daniel Halemba (Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) kann kritisch hinterfragt werden. Zwar hat er in der AfD eine „zweijährigen Ämtersperre“ und auf dem bayerischen Landesparteitag im Januar 2024 forderten 57 % der Abstimmenden Halemba auf, sein Abgeordnetenmandat niederzulegen. Halemba lehnte dies aber ab und wird bis heute vom Landtag der AfD Fraktion zugerechnet. Im Dezember 2024 schlug die AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag sogar Daniel Halemba als Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags vor.
Manche im Buch angesprochenen Themen, waren zum Erscheinungsdatum noch nicht abschließend geklärt und bei einigen (z.B. Syrien) gab es nach dem Erscheinen aktuelle bedeutsame Ereignisse und Debatten. Trotzdem ist das Buch weiterhin lesenswert und brandaktuell. Bensmann publiziert auch jenseits des Buches auf CORRECTIV weiter zu aktuellen Entwicklungen. Erwähnt seien beispielsweise die Artikel „Das „Volk“ der Rechtsradikalen“ (25.01.25) oder „Bayern-AfD fordert „Remigrations“-Plan: Wie die AfD mit einem rassistischen Begriff Politik macht“ ( 25.11.2024). Alles in allem können wir uns der Meinung von Armin Pfahl-Traughber (Endstation Rechts, anschließen, wenn dieser schreib: „Bilanzierend betrachtet steht das Buch für Einsteiger wie für Kenner für eine interessante Lektüre“.
