Historiker referiert am Donnerstag (22.06.2023) in Rosenheim über die Station vor hundert Jahren
„Die Arbeiterbewegung in der Ordnungszelle Bayern“ ist der Titel eines Vortrags, den Dr. Sebastian Zehetmair am kommenden Donnerstag (22.06.2023) in Rosenheim hält. Der in Berlin lebende Historiker hatte jahrelang zur „‚Ordnungszelle Bayern‘ 1919 bis 1923“ geforscht. Im linken Zentrum in der Rosenheimer Innstraße 45a präsentiert er nun seine Ergebnisse.
Nach der Niederschlagung der Revolution von 1918/19 wurde Bayern von seiner Landesregierung zur antisozialistischen „Ordnungszelle“ des Reiches umgebaut. Zehetmair wird in seinem Vortrag den politischen Sonderweg Bayerns in der Weimarer Republik beleuchten, welcher die Arbeiter:innenbewegung mit besonderen Problemen konfrontierte und die Formen ihres Aktivismus prägte. Die politische Rechte nutzte das Land als Operationsbasis für ihre Subversion gegen die Republik. Auch der Nationalsozialismus bekämpfte die Organisationen der Arbeiterbewegung hier schon wesentlich früher als in anderen Teilen des Reiches. Das Regime der »Ordnungszelle« Bayern schränkte zugleich die Handlungsspielräume der Arbeiterparteien mit Hilfe von rigiden Ausnahmegesetzen erheblich ein. Dieser Sonderweg führte Bayern im Sommer und Herbst 1923 an den Rand eines Bürgerkriegs.
In dem 2022 im Droste Verlag erschienenen Buch „Im Hinterland der Gegenrevolution“ zeichnet der Autor die Geschichte der bayerischen KPD von ihren Ursprüngen in der Revolution 1918/19 bis zum Hitler-Ludendorff-Putsch und dem gescheiterten Aufstand der KPD im Spätherbst 1923 nach. Er untersucht die Politik der KPD sowohl im Kontext der in Bayern herrschenden Verhältnisse als auch in ihren Beziehungen zu den anderen Parteiorganisationen im Reich. In dem Vortrag in Rosenheim wird der Historiker schwerpunktmäßig die politische Situation in Bayern thematisieren, welche dazu führte, dass 1923 extreme Rechte das Gewerkschaftshaus in Rosenheim stürmten und den Sozialdemokraten Georg Ott ermordeten.
Die Buchvorstellung wird von der Bibliothek_A in Kooperation mit der Geschichtswerkstatt und dem Kurt-Eisner-Verein / Rosa Luxemburg Stiftung Bayern im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Antifaschismus bleibt notwendig“ organisiert. Die Veranstaltung beginnt um 19:30 Uhr, der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: https://antifaschismusbleibtnotwendig.rosenheim.social/