Eine Spurensuche: Gewerkschaften in Südostoberbayern 1918-1945
Buchvorstellung am Mittwoch, 25.06.2025, 19:30 Uhr im Z – linken Zentrum Rosenheim
Helmut Türk-Berkhan hat sich auf eine besondere Spurensuche begeben: auf die Suche nach Zeugnissen des Widerstandes und der Verfolgung von Gewerkschaftern durch die Nationalsozialisten im Raum Südostbayern 1918–1945.
Das Buch dokumentiert regionale politische Entwicklungen sowie Gewerkschaftsgeschichte und Lebensläufe von Gewerkschaftern. Übergreifende gesellschaftliche Entwicklungen werden so anhand konkreter Rosenheimer Ereignisse anschaulich und nachvollziehbar.
Am 25.06.25 stellt der Autor und Gewerkschaftler das Buch in linken Zentrum vor und diskutiert mit uns die Hintergründe, die Entstehung sowie die Gegenwarts- und Zukunftsrelevanz seiner Nachforschungen. Ein Großteil der im Buch verwendete Forschungsliteratur ist zukünftig in der Bibliothek_A einsehbar.
Die Lesung/Diskussion wird von der Bibliothek_A in Kooperation mit der Geschichtswerkstatt Rosenheim und dem Kurt Eisner Verein organisiert. Die Veranstaltung beginnt um 19:30 Uhr, der Eintritt ist frei, es gilt ein Einlassvorbehalt. Weitere Infos: https://bibliotheka.rosenheim.social/
Voretwas über einem Jahr (Januar 2024) veröffentlichte CORRECTIV unter dem Titel „Geheimplan gegen Deutschland“ seine Recherchen zu dem extrem rechten Treffen in Potsdam, bei dem über Massenausweisungen gesprochen wurde. In der Folge begann eine der größten Protestwelle in der Geschichte der Bundesrepublik. Millionen Menschen gingen bundesweit (auch in Rosenheim über 1000) auf die Straßen, um gegen Rechtsextremismus und die AfD zu demonstrieren. Im Juli 2024 veröffentlichte dann der für das Recherchenetzwerk Correctiv tätige Investigativjournalist Marcus Bensmann (https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Bensmann) das Buch: „Niemand kann sagen, er hätte es nicht gewusst: Die ungeheuerlichen Pläne der AfD“. In diesem im Galiani Verlag (Berlin) erschienen Buch vereint Bensmann die Erkenntnisse vieljähriger Recherchen des CORRECTIV-Netzwerks über die AfD. Anhand von AfD-Aussagen rekonstruiert er die Pläne der Partei: vom Potsdamer Geheimtreffen bis zur geplanten Abschaffung von Grundwerten. Das Buch ist unser Medium des Monats im März 2025.
Das Buch wird von Dominik Fürst in der Süddeutschen Zeitung vom 15. Juli 2024 als „eine investigative Glanzleistung“, aber auch „eine kleine Geschichte der AfD und ihrer Radikalisierung, die einer sehr spitzen These folgt und keine wohlwollenden Zwischentöne in der Betrachtung der Partei mehr zulässt“ beschrieben Und in dem ARD Magazin „ttt“ (Sendung vom 28. Juli 2024) mein Hilka Sinning: „In seinem Buch beschreibt Bensmann die ideologischen Konzepte, legt rechtsextreme Netzwerke frei und analysiert Aussagen von AfD-Politikern.“
Und in der Tat ist „Niemand kann sagen, er hätte es nicht gewusst“ von Marcus Bensmann ein gut recherchiertes und informatives Werk. Der Rechtsextremismus-Experte des Recherchenetzwerks CORRECTIV war über Jahre hinweg auf Parteitagen, Kreisversammlungen und anderen Treffen der rechten Szene dabei, analysierte die Verlautbarungen und Programme rechter Netzwerke und die Bücher ihrer Protagonist*innen, verfolgte die Entwicklung der AfD von der professoralen Anti-Euro-Partei bis zur rechtsradikalen Übernahme durch den völkischen Flügel und die immense Radikalisierung an der Parteispitze. Nicht nur aus der Recherche zum Potsdamtreffen, sondern aus den Ergebnissen vieljähriger CORRECTIV-Recherchen setzt Bensmann in 12 Kapiteln auf 255 Seiten zusammen, welche Pläne die Radikalen an der Parteispitze und ihre Einflüsterer verfolgen und was Deutschland blühen wird, sollten sie einst tatsächlich tun können, was sie wirklich wollen: Es geht um die Vertreibung von Millionen von Menschen, die Hinwendung zu Russland und China und die Abschaffung der universellen Menschenrechte.
Aus lokaler Sicht ist es schade, dass Bensmann nicht benennt, dass der Organisator des Potsdamer- Geheimtreffens im Landkreis Rosenheim lebt. Auch die Einschätzungen zu der Aussage von Franz Josef Strauß „Rechts von der CDU/CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben“ ist evtl. nicht Common Sense. Auch die Aussage „Die AfD hat ihn aus der Fraktion geworfen“ (S. 116) über den rechtsextremen bayerischen AfD Landtagsabgeordneten Daniel Halemba (Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) kann kritisch hinterfragt werden. Zwar hat er in der AfD eine „zweijährigen Ämtersperre“ und auf dem bayerischen Landesparteitag im Januar 2024 forderten 57 % der Abstimmenden Halemba auf, sein Abgeordnetenmandat niederzulegen. Halemba lehnte dies aber ab und wird bis heute vom Landtag der AfD Fraktion zugerechnet. Im Dezember 2024 schlug die AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag sogar Daniel Halemba als Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags vor.
Unsere Veranstaltung „Was passiert, wenn Hass regiert?“ mit Marcus Bensmann (Journalist & Autor, CORRECTIV) am kommenden Dienstag ist restlos ausverkauft. Es wird keine Abendkasse geben, wir können auch leider keine „ausnahmen“ machen. Einlass ist um 18:00 Uhr (freie Platzwahl), die Veranstaltung beginnt um 18:30 Uhr. Sorry für alle die keine Tickets mehr bekommen haben. Am nächsten Tag (Mi 19.03.) referiert Marcus Bensmann übrigens in Passau. Hier gibt es noch Tickets →https://www.eventbrite.de/e/correctiv-auf-tour-was-passiert-wenn-hass-regiert-passau-tickets-1232951564319
Am Do., 14.11.24 stellt Dr. Maria Anna Willer im katholische Bildungswerk ihre Doktorarbeit „Nationalsozialismus auf dem Dorf“ vor. Zu diesem Anlass machen wir das 2024 erschienene Buch zu unserem Medium des Monats.
Die zahlreichen Schicksale der Verfolgten des Nationalsozialismus sind faktenreich belegt, stehen aber im Spannungsfeld zur regionalen Erinnerungskultur nach 1945. Was bedeuten diese Spannungen heute? Maria Anna Willer untersucht in ihrer Arbeit Strukturen und Prozesse der Ausgrenzung in der Face-to-Face-Gesellschaft bei uns in der Region (genauer im Chiemgau) und beleuchtet die Erinnerungskultur.
Forschungsgrundlage war hierbei neben zahlreichen Interviews mit Bewohner:innen der Region die Entdeckung eines vergessenen Teils eines Archivs auf dem Dachboden der alten Gemeindekanzlei. Während in den meisten Orten die NS-Unterlagen unmittelbar bei Kriegsende oder spätestens mit dem Ende der Aufbewahrungsfrist nach 30 Jahren vernichtet wurden ist hier ein bemerkenswerter einmaliger Aktenbestand erhalten geblieben.
Nutzer:innen der Bibliothek_A, welche das Buch gelesen haben waren begeistert. Wir zitieren aus einer Nachricht:
„(…) Einen Einblick in diese Verfolgung, auf der niedrigsten Ebene bietet das Buch „Nationalsozialismus auf dem Dorf“ von Maria Anna Willer. Darin ergründet sie den Aufbau der NS-Verwaltung und Verfolgung am Beispiel einiger bayerischer Dörfer. Sie stellt die Verfolgung sowohl als generellen Prozess als auch konkret anhand vieler Beispiele aus fast allen verfolgten Gruppen anschaulich dar. Dazu setzt sie einen Fokus auf die lokale Erinnerung, die oft kaum bis gar nicht vorhanden ist oder von den Familien der Opfer aktiv erkämpft werden musste.“
Zudem empfehlen wir die Lesung am Donnerstag, den 14.11.24. Auf Einladung der Geschichtswerkstatt Rosenheim und der Initiative Erinnerungskultur und Stolpersteine in Rosenheim referiert Frau Willer am Donnerstag ihre Forschungsergebnisse über lokale NS-Herrschaft und ihre spätere Verdrängung. Inhaltlicher Schwerpunkt ist hierbei die Geschichte der NS-Zeit im Chiemgau und vor allem in der Gemeinde Aschau im Landkreis Rosenheim. Die Veranstaltung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Nie wieder ist jetzt“ wird in Kooperation mit dem Kurt-Eisner-Verein organisiert. Die Lesung im Bildungszentrum St. Nikolaus (Pettenkofer Str. 5, Rosenheim) am Do, 14.11. beginn um 19:00 Uhr, der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: https://niewieder.rosenheim.social/
„Es mag zunächst merkwürdig erscheinen, Menschen zu kritisieren, die für den Frieden demonstrieren.“ So beginnt die im August 2024 veröffentlichte Broschüre „Versuche rechter und verschwörungsideologischer Einflussnahme auf die Friedensbewegung“ von Lucius Teidelbaum. Angesichts des Ukrainekriegs und der zunehmenden Militarisierung Deutschlands werden kritische Stimmen immer lauter. Doch jenseits berechtigter Kritik versuchen auch rechte Akteure, sich in der Friedensbewegung zu etablieren.
Welche Akteure versuchen, unter dem Deckmantel von „Friedensdemonstrationen“ ihre nationalistischen Ideologien zu verbreiten? Wie anfällig sind Teile der Friedensbewegung für rechte und verschwörungsideologische Einflüsse? Und welche „Querfronten für den Frieden“ existieren? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt von Teidelbaums neuer Studie.
Auf 26 Seiten bietet er einen prägnanten und schlüssigen Überblick über die heterogene Friedensbewegung in Deutschland. Er analysiert deren Entwicklungen in den letzten Jahren und beleuchtet verschiedene Akteure aus dem rechten und verschwörungsideologischen Spektrum, wie Daniele Ganser, das Compact-Magazin und die Partei „die Basis“, die gezielt versuchen, Einfluss auf friedenspolitische Demonstrationen zu nehmen. Ansatzpunkte wie Antiamerikanismus, Verschwörungserzählungen und Medienfeindlichkeit dienen diesen Kräften als Einfallstore in die Friedensbewegung.
26.09.24: Überlebende des rechtsextremen Halle-Attentats spricht in Rosenheim:
Rosenheim (re). Christina Feist überlebte das antisemitische, rassistische und misogyne Attentat von Halle und Wiedersdorf. Sie lebt heute in Paris und kommt am 26.09.24 nach Rosenheim, um über ihre Erfahrungen der strafrechtlichen und medialen Aufarbeitung des Attentats zu sprechen.
Ab 28. September wird in der Theaterinsel die Farce „Bezahlt wird nicht!“ von Dario Fo (*1926, †2016, 1997 Nobelpreis für Literatur) aufgeführt. Das 1974 verfasste Theaterstück ist bei uns als Buch (Rotbücher, Nr.18, 1997) vorhanden. Wir machen das Theaterstück, in dem Frauen zivilen Ungehorsam als Strategie gegen Preissteigerung nutzen, zu unserem Medium des Monats September.
Gestern war der Internationale Frauenkampftag (Infos zur Geschichte) und in rund einem Monat (am 13.4.2024) wollen radikale Abtreibungsgegner*innen mit einem „Marsch fürs Leben“ durch München ziehen. Der Marsch ist eines der größten Events dieser Szene und ein relevanter Ort rechter Vernetzung (Infos zu den Gegenprotesten).
Diese beiden Ereignisse waren der Grund, dass unsere profeministische März-Medienempfehlung eine kritische Auseinandersetzung mit der Anti-Choice-Bewegung ist. In diesem Monat gibt es nicht nur ein Medium das Monats sondern ausnahmsweise empfehlen wir sogar drei Medien: Eine Broschüre, einen Podcast und eine Doku:
A) „Fundis lol* eine Broschüre über die Ideologie, Methoden und AkteurInnen der Anti-Choice-Bewegung
Fundis, AbtreibungsgegnerInnen und der Marsch fürs Leben
Die Antisexistische Aktion München beschäftigt sich seit vielen Jahren mit radikalen AbtreibungsgegnerInnen. Vor kurzem haben sie das Zine „Fundis lol*“ veröffentlicht, indem sie „unsere Gedanken, unser Wissen und Überlegungen, wie wir mit diesem ganzen Mist umgehen können“ teilen.Die 80–seitige Broschüre (kostenloser download) bietet in 15 Kapiteln (+ Glossar) einen Überblick über die Ideologie, Methoden und AkteurInnen der Anti-Choice-Bewegung und macht deutlich, dass der Kampf für sexuelle Selbstbestimmung und reproduktive Rechte nach wie vor notwendig ist.
Die Lesung (Mi, 13.03.24 | 19:00 Uhr ) wird von der Bibliothek_A in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Bayern veranstaltet. Der Eintritt ist frei. Weitere empfehlenswerte pro feministische Veranstaltung in Rosenheim in den nächsten Tagen sind:
Am Donnerstag (01.02.) liest der Berliner Autor Max Czollek in Bad Aibling aus seinem viel diskutierten Essay „Versöhnungstheater. Aus diesem Grund haben wir das 2023 im Hanser Verlag erschienene Buch zu unserem Medium des Monats gewählt. Die Lesung im Rahmen der Max-Mannheimer-Kulturtage 2024 beginnt um 19:30 Uhr in der „Galerie Altes Feuerwehrgerätehaus“ (Irlachstr. 5). Es ist ratsam, vorab Karten (Eintritt 12,- EUR ) unter info@muttutgut.org zu reservieren.
In Kürze gibt es hier eine Buchrezession zu lesen, vorab schon einmal die Verlagsankündigung:
Eine kritische Analyse der deutschen Erinnerungskultur: Klug und polemisch seziert Bestsellerautor Max Czollek den Wandel im deutschen Selbstverständnis.
Max Czolleks legendäre Bücher „Desintegriert euch!“ und „Gegenwartsbewältigung“ streuten lustvoll Zweifel an den deutschen Narrativen von Integration bis Leitkultur. Scharf, gewitzt und an jeder Stelle überraschend, schließt Versöhnungstheater diesen Kreis, wenn es nach der aktuellen Erinnerung an die Verbrechen der Vergangenheit fragt. Seit weltweit bewunderten Gesten der deutschen Selbstvergewisserung vom Warschauer Kniefall bis zum Holocaust-Mahnmal hat sich in letzter Zeit einiges verändert: Das Berliner Stadtschloss feiert Preußens Könige, mit dem neuen Militärhaushalt wird eine Zeitenwende beschworen und der Bundespräsident bedankt sich auf Israelreise ungefragt für die „Versöhnung“. Deutschland ist wieder wer, auch weil es sich so mustergültig an den Holocaust erinnert. Herzlich willkommen zum Versöhnungstheater!